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Großer Schwarzkäfer - Zophobas morio



Zophobas morio.
Zophobas morio





Name und Einordnung



Eigentlich ist der Name Zophobas morio nicht mehr korrekt. Da die Art mehrfach beschrieben wurde und jedesmal als eigene Art gezählt wurde, gab es lange Zeit mehrere Namen - immerhin waren kleinere Unterschiede im Körperbau auszumachen. Z. rugipes, Z. morio und Z. atratus stellten also drei unterschiedliche Arten dar, bis Kreuzungsversuche nahelegten, dass es sich bei den vermeintlich verschiedenen Arten um eine einzige handelte (Tschinkel, 1984). Da bei solchen Korrekturen üblicherweise der Name verbindlich wird, der als erstes verwendet wurde, nennt sich der Große Schwarzkäfer eigentlich nun korrekterweise nach dem Erstentdecker Johann Christian Fabricius Zophobas astratus.

Im englischen Sprachraum wird der Große Schwarzkäfer als "superworm" bezeichnet.

Der Große Schwarzkäfer ist ein relativ großer Vertreter aus der Ordnung der Käfer. Er zählt zur Familie der Schwarz- oder Dunkelkäfer (Tenebrionidae). Die Familie der Schwarzkäfer umfasst etwa 1800 Arten in ganz Europa, davon etwa 70 in Mitteleuropa. Weltweit: 20 000 (!), auch der bekannte Nebeltrinker-Käfer ist hier zu finden, ebenfalls einige Schädlinge. Der etwas kleinere Mehlkäfer (Tenebrio molitor) zählt zur gleichen Familie und ist damit ein naher Verwandter zum Großen Schwarzkäfer. Ihnen gemeinsam ist eine unkomplizierte Ernährung - meist fressen sie frische oder verrottende pflanzliche Nahrung und gelegentlich totes tierisches Material (keine Räuber); ebenso bevorzugen praktisch alle Arten warmes Klima und sind dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich in Nischen oder graben sich soweit möglich ein.

Der Große Schwarzkäfer lebt ursprüglich vom südlichen Mexiko bis Venezuela Kuba und einigen andere kleineren Inseln in Mittelamerika.

Manche Laufkäfer sehen den Schwarzkäfern ziemlich ähnlich. Beides sind Familien innerhalb der Ordnung der Käfer, Laufkäfer sind meist Räuber.




Körperbau



Die erwachsenen Schwarzkäfer sind etwa 2,5 - 3 cm lang, die Larven maximal etwa 5-6 cm. Beide sind mit einem stabilen Chitinpanzer ausgerüstet. Bei den adulten Tieren wird das Chitin nochmals durch eingelagertes Sklerotin verstärkt, welches auch die schwarze Färbung verursacht. Die erwachsenen Käfer besitzen am Hals und am Hinterleibsende Giftdrüsen (Pygidialdrüsen), mit denen sie bei entsprechender Reizung ein übelriechendes Sekret versprühen, um Fressfeinde abzuschrecken. Verschiedentlich wird beschrieben, auch die Larven verfügten über eine chemische Waffe, allerdings konnte ich eine Larve noch nie so reizen dass diese die Waffe zum Einsatz gebracht hätte. Die Käfer sind nicht flugfähig.

Es ist nicht möglich, während des Larvenstadiums das Geschlecht zu bestimmen. Im Puppenstadium hingegen sind die am letzten Hinterleibsegment befindlichen, sich entwickelnden Geschlechtsorgane beim Männchen sichtbar größer als beim Weibchen.

Wie alle Käfer und viele Insekten erfolgt die Entwicklung von Ei über die wurmförmige Larve, die über ein Zwischenstadium, die Puppe, sich zum geschlechtsreifen erwachsenen Tier verwandelt (Metamorphose).

Sowohl Larven als auch die adulten Schwarzkäfer verfügen über kräftige Mundwekzeuge.




Haltung und Zucht



Zophobas
Zophobas-Larve
Wenn man zum ersten Mal einen Zophobas zu Gesicht bekommt, ist das meist in Form seiner Larve aus dem Zoohandel. Ihre Haltung erfolgt in einem leicht feuchten Gemisch aus Blumenerde und Holzzpänen, die in einem Verhältnis von näherungsweise 50:50 gemischt sind.

Die Höhe sollte etwa 3 bis 5 cm betragen, genug eben damit sich die Larven im Finstern verstecken können. Zu feucht sollte es nicht werden, da sonst Schimmel droht und die Larven sterben; bei trockenem Substrat sind kaum Probleme zu befürchten.

Die Ernährung erfolgt mit einer Mischung aus frischem Obst oder Gemüse und Trockenfutter wie Trockenkatzenfutter und Haferflocken. Während Katzenfutter (oder auch Fischfutter) und Haferflocken die Proteinversorgung sichern, garantiert eine regelmäßige Zugabe von frischen Gurken, Karotten, Löwenzahn oder anderem Grünzeug die Versorgung mit Flüssigkeit.

Zophobas
An einer Gurke
Trockenes Futter kann einfach auf das Substrat aufgestreut werden. Die Larven folgen dem Geruch der Nahrung.

Bei feuchten Stücken von Gurke oder Äpfeln zeigt sich jedoch die Angewohnheit der Larven, Nahrungsstücke unter die Oberfläche des Substrates zu ziehen, wo sie später unbemerkt schimmlig werden.

Ein wirksamer Trick, dem entgegenzuwirken ist ein grobes Haushaltssieb, in das man das Obst legt. Die Larven erreichen das Futter zwar von unten durch die kleinen Sieböffnungen, können es aber nicht ins Substrat ziehen. Auch die Entnahme der Futterreste gestaltet sich deutlich leichter.

So anspruchslos sie bei der Wahl des Futters sind, so wenig empfindlich scheinen sie auch bei der Fütterungsfrequenz zu sein: Eine Fütterungspause von deutlich über einer Woche macht den Tieren jedenfalls nach Augenschein nichts aus.

Zophobas
Verpuppungs-Stapel
Um die Larven zu Verpuppung zu bringen, ist es notwendig, sie zu vereinzeln. In der Gruppe verhindern Duftstoffe die Verpuppung; daher ist eine Verbringung in einzelne Boxen, Schächtelchen oder andere kleine Behältnisse nötig. (Vermutlich kriechen die Larven in freier Natur ein gutes Stück weg von der Nahrungsquelle und ihren Artgenossen. Da eine Puppe praktisch wehrlos ist, wird damit Kannibalismus vorgebeugt.) Dazu etwas Substrat geben; vermutlich ist das aber gar nicht nötig. Falls das Substrat zu feucht ist, bildet sich Schimmel und die Larve stirbt ab.

Wichtig ist ein dunkler, ruhiger Standort. Falls jemand sehr viele Larven auf einmal sich verpuppen lassen will: Mit einem leeren Spax-Sortiment-Koffer ist quasi eine Invasion realisierbar. Durch diese Steuerungsmöglichkeit kann man sich einen Vorrat an Larven recht lange halten, indem man sie in Gesellschaft hält: Sie fressen dabei zwar weiter und häuten sich auch, aber ohne zu wachsen. Irgendwann sterben sie einfach ab (nach angeblich 20 Häutungen, was praktisch einem halben Jahr entspricht).

Im Bild: Da ich Duftstoffe mit der Luft ausbreiten, sind in diesen leeren Fleischsalat-Behältern die Atmungslöcher seitlich eingebohrt.

Zophobas
Zophobas - Puppe
Dauert bei 25°C die Verpuppungsphase etwa 5 Wochen, so ist bei Zimmertemperatur von 20°C mit 7 bis 8 Wochen zu rechnen (je vom Vereinzeln bis zum fertigen, beweglichen Käfer). Wie bei einer normalen Häutung platzt die Haut der Larve auf, und gibt diesmal die Puppe frei. Dieses Stadium in der Entwicklung ist gekennzeichnet von nahezu völliger Regungslosigkeit und fehlender Nahrungsaufnahme.

Während der Puppenzeit wird das Innere des Körpers weitgehend aufgelöst und zum erwachsenen Insekt umgebaut. Sobald der Umbau fertig ist, schlüpft ein neuer Käfer aus der zurückbleibenden Puppenhülle. Anfänglich noch hell gefärbt, dunkelt er bald nach und wird zu dem typischen Schwarz dieser Käferfamilie. Die Chitinschale ist während der Ausfärbung noch relativ weich und verletzbar. Man sollte daher den jungen Käfer noch einige Tage in seiner Puppenstube lassen.




Kontinuierliche Zucht



Zophobas
junger Käfer
Für eine kontinuierliche Zucht von Zophobas-Larven bietet sich ein Behälter an, in dem sowohl einige erwachsene Käfer als auch Larven leben. Die erwachsenen Käfer sorgen für Nachwuchs, die Larven werden bei einer bestimmten Größe entnommen; meistens verfüttert, gelegentlich zur Verpuppung gebracht, um alternde Zuchtkäfer zu ersetzen.

Der Behälter sollte eine Größe von mindestens 30 x 40 cm aufweisen. Zwar können weder Käfer noch Larven senkrechte Wände hochkrabbeln, ein Deckel sollte aber aus Prinzip immer vorhanden sein.

Da die Schwarzkäfer warme Gegenden besiedeln, benötigen sie 25° - 30° C um sich nennenswert zu vermehren. Zimmertemperatur bis 20°C stoppt die Vermehrung wohl nicht ganz, bremst die Sache aber enorm aus - man wird keine Freude dran haben. Eine Heizung ist also durchaus empfehlenswert, vorzugsweise eine schwache Reflektor-Grühlampe, die von oben auf das Substrat leuchtet. Wärmelampen d.h. Infrarotlampen erzeugen nicht mehr Wärme als Glühbirnen (die ja selber schon durch ihren schlechten Wirkungsgrad eigentlich mehr Wärmestrahler sind als Leuchtmittel), allerdings sind Schwarzkäfer eher nachtaktiv - was nutzt ihnen die Wärme einer Glühlampe wenn sie sich nicht in die Helligkeit raustrauen.

Zophobas
Erwachsener Käfer
Als Bodensubstrat dient ein 50:50 Gemisch aus Torf und Holzspänen, es sollte Feuchtigkeit einigermaßen speichern können und dabei locker sein, damit die Larven es durchwühlen können. Einige Rindenstücke, eine Handvoll Waldboden oder besonders modriges Holz animieren die Weibchen zur Eiablage. Das Substrat sollte nie ganz austrocknen, daher gelegentlich sprühen. Einige Einrichtungsgegenstände wie alte Zweige, Tonblumentöpfe oder Bruchstücke davon als Unterschlupf, oder (als Behelf) leere Eierkartons schaffen eine abwechslungsreiche Umgebung und vergrößern die subjektive Behältergröße.

Ich halte wegen der Schimmelgefahr nichts davon, Nahrung wie Kaninchenpellets in das Substrat einzumischen. Optimal ist ein grobes Haushaltssieb, das in eine Bodenmulde gelegt wird: Die erwachsenen Käfer fressen von oben, die Larven meist von unten. Praktisch, dass die Erwachsenen das gleiche fressen wie die Larven: Obst, Gemüse aller Art, Fischfutter, Haferflocken und Weizenkleie, Trockenkatzenfutter etc.

Um das Substrat zu erneuern kann man versuchen, es durch ein sehr grobes Sieb zu schütteln. Dabei bleiben Käfer und große Larven im Sieb hängen, sie werden dem neuen Substrat zugegeben. Das Material was durch das Sieb gefallen ist wird in einen zweiten Behälter gegeben; die darin befindlichen kleinen Larven werden noch einige Wochen weitergefüttert, bis sie ebenfalls ausgesiebt werden können. Als Sieb kann man ja mal zwei Gitter (gegenseitig gedreht) aus dem Innenraum eines alten Kühlschranks probieren.

Wirklich gut funktioniert das nicht, weil das Substrat oft verklumpt. Man darf sich also auf eine ziemliche Sauerei einstellen. Einen zweiten, neuen Behälter mit jungen Elterntieren anzulegen kann durchaus die weniger stressige Alternative sein.

Etwa 2 Wochen nach der Metamorphose ist der Große Schwarzkäfer geschlechtsreif. In mehreren Gelegen zu ca. 30 - 50 Stück legt das Weibchen in seinem Leben bis zu 1500 Eier in das Substrat ab, vorzugsweise an leicht feuchten, modrigen Stellen. (D.h. etwa alle 2 Wochen ein Gelege.) Nach 12 Tagen schlüpfen die Larven, die begierig fressen und im Verlauf von 8 - 10 Wochen reif werden zur Verpuppung.

Die Lebenserwartung eines Individuums beträgt grob ein Jahr.

Die Bewegungen von Larven und Käfern sind zwar nicht unbedingt langsam, aber im Vergleich zu anderen Tieren (wie Heimchen) ziemlich plump und leicht berechenbar. Adulte Käfer lassen sich leicht mit Daumen und Mittelfinger an der Körpermitte greifen (nicht "packen"). Sie machen keine Geräusche und springen nicht.




Verfütterung



Zophobas, Hierodula
Zophobas als Futtertier.
Sowohl die adulten Käfer als auch ihre Laven verfügen über eine kräftige Panzerung aus Chitin und kräftige Beißwerkzeuge. Das hat vielen Züchtern Anlass gegeben, zu befürchten, die Käfer würden junge Räuber (Agamen oder andere Echsen) verletzen oder nach den Verspeist-werden sich durch die Magenwand wieder nach draußen durchfressen.

Zwar konnte das nie wirklich bestätigt werden, es gibt aber weitläufig die Vorsichtsmaßnahme, den Käfern oder den Larven vor dem Verfüttern den Kopf zu entfernen, oder sie kurz in kochendes Wasser zu geben. Auf keinen Fall will man Zophobas lebend und wehrfähig verfüttern.

Ich kann hier nur für die Verfütterung an eine Hierodula Stellung beziehen und versichern, dass ein erwachsenens Hierodula-Weibchen stets mit einer Zophobas-Larve fertig wird, keine Verletzungen davonträgt und auch mit den Rollbewegungen der sich wehrenden Larve geschickt umgehen kann.

Ein Abwehrsekret bei Larven habe ich noch nicht gesehen. (Eine Verfütterung von adulten Käfern hab ich noch nicht probiert.)

Zophobas sind fettreich! Keineswegs sollten sie als Hauptfutter gereicht werden, beim Aufpäppeln geschwächter Individuen können sie aber sehr gute Dienste leisten.

Ebenso sind sie hervorragend dazu geeignet, einen Hierodula-Weibchen unmittelbar vor dem Paarungsakt eine langdauernde Beschäftigung zu verschaffen, damit sie das Männchen nicht angreift.











letzte Änderung: 22. Juli 2011











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