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Große Wachsmotte - Galleria mellonella





Große Wachsmotte,
Galleria mellonella.





Einordnung



Schmetterlinge stellen unter den Futtertierinsekten eine seltene Ausnahme dar. Zwar sind sie als Futtertiere begehrt, doch ihre Zucht ist wegen der oft anspruchsvollen Ernährung der Falter und oft auch auch deren Raupen höchst aufwendig.

Die Große Wachsmotte stellt hier eine solche Ausnahme dar.

Die Große Wachsmotte ist ein Kleinschmetterling; sie zählt zur Familie der Zünsler und darin zur Unterfamilie der Wachsmotten (Galleriinae). Wachsmotten sind mit 7 Arten in Mitteleuropa vertreten, von denen viele (nicht alle) parasitisch in Bienen- oder Hummelnestern leben.

Die Große Wachsmotte - Galleria mellonella erreicht als Raupe eine maximale Länge von ca 25 mm bei einem Durchmesser von gut 5 mm. Der erwachsene Schmetterling erreicht eine Flügelspannweite von 28 bis 35 mm.

Neben der Großen Wachsmotte findet auch die Kleine Wachsmotte (Achroia grisella) Verwendung in der Futtertierzucht; ihre Ansprüche an Zuchtsubstrat und Umweltbedingungen sind praktisch gleich. Allerdings bleibt sie mit einer Flügelspannweite von 16 - 19 mm und einer Körperlänge deutlich kleiner als ihre große Verwandte. Ihre Raupen erreichen eine maximale Länge von 16 mm.

Als Jugendform einer Motte (also eines Schmetterlings) handelt es sich hier genau genommen um eine Raupe und nicht um eine Made. Wie alle Raupen besitzen sie die Fähigkeit, den typischen Faden zu spinnen, der als Rettungsfaden und als Kokonmaterial bei der Verpuppung dient.

Bei den erwachsenen Tieren ist das Weibchen an dem etwas längeren und dickerem Hinterleib erkennbar, wenn auch schwierig.




Lebensraum



Wachsmotte: Ruhestellung
Die Wachsmotte ernährt sich in freier Natur als Schädling in Bienenstöcken vom Bienenwachs; Das Wachsmotten-Weibchen fliegt in der Dämmerung oder nachts, von süßen Geruch angelockt in den Bienenstock und legt dort seine Eier ab.

Wachsmotte
Die jungen Raupen ernähren sich vor allem von dem Wachs der Bienenwaben sowie Pollenresten. Das allein genügt aber nicht für die Entwicklung. Mitunter wird auch der Inhalt der Waben gefressen, also Eier, Larven und wohl auch der Honig der Wirtstiere.

Da sie den Geruch ihrer Wirtstiere annehmen, werden sie von den Bienen nicht erkannt. In weiterer Folge bilden sie nach und nach ein dichtes Gespinst um die Waben, was zudem die Nachzucht des Bienenvolkes am Schlüpfen hindert. In diesem Gespinst finden auch Verpuppung und Schlupf der erwachsenen Falter statt.

Wachsmotten vermehren sich in Mitteleuropa von Mai bis Oktober in mehreren Generationen.

Die Große Wachsmotte kann Töne bis zu 300 000 Hertz wahrnehmen. Damit stellt sie im Tierreich den unangefochtenen Rekordhalter dar, kein anderes Tier kann so hohe Töne hören. Sie kann daher problemlos die Ultraschalllaute von Fledermäusen wahrnehmen und ihnen ausweichen. (Hier nachzulesen.)




Zucht



Die Motten fliegen nur ungern; es ist unproblematisch, einen Behälter, an dessen Innenwänden einige Wachsmotten sitzen, offen stehen zu lassen. Man darf ihn nur nicht stark erschüttern. Auch während des Fluges sind die Tiere mit einem Kescher leicht zu fangen; sie suchen sich schnell einen Landeplatz und lassen sich dann wieder einfangen.

Wachsmotten und ihre Raupen sind vollkommen harmlos; sie können nicht stechen oder beißen und riechen nicht. Sie sind geräuschfrei und vermehren sich als Nahrungsspezialisten nicht im Wohnraum oder in der Küche.


Substrat
Wachsmaden werden seit langem in der Terraristik als Futtertier gezüchtet. Alledrings war man auf verständnisvolle Imker angewiesen, die alte, ausgediente Bienenwaben lieferten - nicht immer einfach zu beschaffen, immerhin züchtet man einen Bienenschädling. Ein kurzes, kräftiges Einfrieren tötet alle unerwünschten restlichen Bewohner der Waben ab - von da an ist die Zucht relativ einfach.

Erstmalig konnte mit dem bekannten Haydak-Medium diese Abhängigkeit von dem begrenztem Rohstoff deutlich abgemildert werden.

Haydak-Medium:
  • 6 Teile Mehl
  • 2 Teile Magermilchpulver
  • 2 Teile Weizenkleie
  • 1 Teil Trockenhefe
  • 5 1/2 Teile Honig
  • 5 1/2 Teile Glycerin
(Gemeint sich Teile nach Gewicht.)

Weiterentwicklungen dieses Mediums folgten.


Bei mir funktioniert folgende Mischung gut:
  • 5 Teile Honig
  • 5 Teile Glycerin
  • 2 Teile Trockenhefe (aus dem Supermarkt)
  • 2 Teile Magermilchpulver
  • 5 bis 10 Teile Weizenkleie


Andere Rezepte fügen diesem noch 2 Teile Weizenkeime hinzu, bestehen bei der Hefe auf Bierhefe oder mischen Vitaminpräparate bei.


Eine andere Variante:
  • 2 Teile reines Bienenwachs (warm geschmolzen)
  • 7 Teile Glyzerin schmelzen
  • 9 Teile Bienenhonig
  • 13 Teile Mehl
  • 4 Teile Haferflocken



Allerdings funktioniert sogar ein Gemisch aus Haferflocken mit etwas Honig.

Glycerin ( = Glyzerin = Glycerol) ist ein Alkohol, der oft in der Kosmetikindustrie oder als Pflegemittel eingesetzt ist. Er ist ungiftig und in vielen Onlineshops problemlos und günstig zu erstehen.

Diese Mischung ergibt eine Art feuchte, locker - bröselige Masse, die sich auch auf Vorrat herstellen läßt. Eingefroren hält sie sich viele Monate, lediglich nach dem Auftauen sollte sie für einen Tag bei über 35°C gelagert werden, damit der in der Kälte kristallisierte Honig sich wieder verflüssigt. (Kristallisierter Honig wird nicht gefressen.)




Behälter
Für einen Zuchtzyklus bringt man Substrat und adulte Motten in einen Behälter ein; statt der bereits geschlüpften Wachsmotten können einfacher Puppen bzw. Kokons verwendet werden.

Ein gewisses wenn auch kleines Raumvolumen muss als Flugraum zur verfügung stehen - sonst klappts nicht mit der Paarung.

Im Foto unten ist an der Behälterwand ein normales Blatt Papier über die Kante geschlagen - das soll den Wachsmotten stabile Sitzmöglichkeiten verschaffen. Der Behälter sollte beheizt und gut belüftet sein. Keinesfalls darf Kondenswasser entstehen.

Raupen verfügen - ähnlich wie Mehlwürmer - über scharfkantige Fresswerkzeuge. Weichplastik oder Holz sind auf Dauer nicht geeignet. Angesichts dessen dass sie eigentlich auf Wachs spezialisiert sind verfügen Wachsraupen über erstaunliche Qualitäten; jeder Stoff, auch Nylon wird durchgefressen. Das einzige was die Raupen wirklich aufhält ist ein feinmaschiges Metallgitter (0,4mm Maschenweite hält auch die frisch geschlüpften Jungraupen am Platz).






Hier ist ein Substratbehälter in den Zuchtbehälter eingesetzt. Das sollte verhindert, dass die abgestorbenen Elterntiere oder die Reste der Puppen das Zuchtsubstrat verunreinigen. Die Puppen wurden in einem separaten Gefäß ausserhalb des Substratbehälters eingesetzt. Diese Reste organischen Materials sind inzwischen entfernt.

Die Elterntiere setzen ihre Eier oft nicht direkt in das Substrat ab - dafür besitzen die frisch geschlüpften Raupen eine gute Nase, um Futter zu finden. Sie wandern von selbst in das Substrat, soweit man ihnen nicht den Weg versperrt.

Genauso lassen sich Einmachgläser in einen Zuchtbehälter stellen, in dem sich die erwachsenen Motten befinden. Mit mehreren Einmachgläsern, deren Deckel durchbrochen und mit Heisskleber und Metallgaze (0,4 mm Maschenweite) zugeklebt ist, läßt sich gut eine kontinuierliche Zucht realisieren. Oder man läßt das Ineinanderstellen und befüllt den Behälter mit den Elterntieren etwa 4 bis 8 cm hoch mit Substrat. Dann finden die jungen Raupen auch ihr Substrat ganz sicher.

Die Raupen sind farblich hervorragend an ihre Umgebung angepasst - das gilt auch für das Zuchtsubstrat. Man sollte aufpassen und das Substrat nicht vorzeitig wegwerfen wenn man keine Raupen findet - ich habe den Eindruck dass sich die Tierchen während ihrer gesamten Entwicklung einige Brösel ihrer Umgebung zu einem Knäuel verspinnen, in dem sie sich verstecken.






Der größten Teil des Wachtums vollzieht sich im letzten Drittel der Zeit.

Sobald die Raupen ihre Endgröße erreicht haben, beginnen sie umherzuwandern und verpuppen sich schließlich. Auf dieser Wanderschaft können sie leicht zum Verfüttern abgegriffen werden. Ist nun der Deckel undicht, durchwandern die Larven auf ihrer Suche nach einem geeignetem Verpuppungsplatz die halbe Wohung und landen schließlich oft hinter Regalen oder an Möbeln, wo sie mitunter Fraßschäden anrichten.

Das gleiche passiert wenn die Nahrungsgrundlage knapp wird.






Wer erwachsene Motten benötigt, sei es zur Verfütterung oder zur Zucht, kann den Raupen mit Papprollen oder Stücken von Eierkartons eine Verpuppungshilfe geben.


Umweltbedingungen
Wachsmotte: Puppe.
Wachsmotten lieben Dunkelheit und Wärme! Man sollte - um sich ihre Ansprüche vorzustellen - sich stets das Innere eines Bienenstocks vor Augen halten.

Allerdings sorgen die Bienen auch für weitere Faktoren, die wir nicht oder kaum beeinflussen können, z.B. bakterielle Hygiene. Es verwundert daher nicht, dass ausserhalb dieser genau regulierten Mikrowelt des Stocks die Vermehrung deutlich geringer ausfällt.

Wachsmotte: Fresswerkzeuge.
Die Temperatur sollte zwischen 25°C und 28°C liegen und möglichst konstant bleiben. Als untergrenze wird 23°C angesehen, als Obergrenze 34°C.

Dichter Besatz erzeugt viel Eigenwärme, am besten steckt man ein Thermometer direkt ins Substrat.

Wachsmotten reagieren allergisch auf Feuchtigkeit oder Nässe. Unbedingt ist Kondenswasser aufgrund einseitiger Heizung oder zu geringer Belüftung zu vermeiden. Man mag sich wundern, woher diese Tiere ihre Feuchtigkeit beziehen - Wasser zu sprühen um Durst vorzubeugen sollte man tunlichst bleiben lassen.


Entwicklungszeiten
Wachsmotte: Gelege.
Bei einer Optimal-Temperatur von 28°C erfolgt der Generationenwechsel in 6 bis 8 Wochen. Aus den Eiern schlüpfen nach 5 - 7 Tagen die jungen Raupen.

Weitere 25 - 30 Tage später und nach vier Häutungen erreichen die Raupen die maximale Größe. Vom Bau des Kokons bis zum Schlupf des fertigen Falters vergehen etwa 12 Tage.

Etwa 5 Tage nach dem Schlupf aus dem Kokon legt das Weibchen - eine Begattung vorrausgesetzt - die ersten Eier in das Zuchtsubstrat.

Die restliche Lebenszeit der Wachsmotte beläuft sich auf 2 bis 3 Wochen, meist noch deutlich darunter.

Denentsprechend variiert die Anzahl der Eier, die gelegt werden; pro Gelege sind es 30 bis 50 Stück.


Schädlinge
Milben können sich einnisten, wenn die Luftfeuchte hoch genug ist. Meist muss die ganze Kultur mit kochendem Wasser überbrüht werden um sie zu vernichten. Ein Neubeginn der Zucht sollte erst einige Wochen später oder an einem anderen Standort erfolgen.

Schimmel bildet sich bei ebenfalls zu hoher Luftfeuchte an den Ausscheidungen der Larven. Er zieht auch die Raupen in Mitleidenschaft; eine gute Durchlüftung sollte das verhindern.




Verfütterung und Nährwert



Wachsmade: Kopf.
Wachsmottenraupen lassen sich nicht auf Vorrat züchten und lagern: Bei Temperaturen von deutlich unter 20°C (Kühlschrank) sterben sie ab; Nahrungsentzug führt zu einer Notverpuppung. Lediglich die Entwicklungszeiten lassen sich über die Temperatur etwas steuern.

Verpuppungsreife Tiere verlassen das Substrat und sind leicht einzusammeln; kleinere Tiere muss man aus dem Substrat heraussuchen. Eine mühselige Arbeit, da die Raupen lichtscheu und recht flink sind.

Wachsmaden sind ein sehr fetthaltiges Futtertier. Mit etwa 19 % Fett übertreffen sie deutlich die Mehlwürmer. Sie sollten daher nur gelegentlich verfüttert werden.

Da sie im Terrarium Fraßschäden anrichten können wenn sie dem Beutemacher entwischen, sollten sie nur einzeln und kontrolliert verfüttert werden.


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Die Falter, aber ganz besonders die Larven sind bei zahlreichen Terrarientieren aussergewöhnlich beliebt. Beginnend bei großen Fischen wie Buntbarschen, aber auch Frösche und Reptilien wie Skinke, Chamäleons oder Geckos bis hin zu Vögeln und Kleinsäugern - Wachsmaden sind ein Festbraten, der begierig angenommen wird.

Irgendwie auch kein Wunder, denn so drall und lecker wie sie aussehen könnte man fast selber reinbeissen.














3. Okt bis 18. Nov 2012








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