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FISCHFUTTER







Man kann ein Aquarium als Fließgleichgewicht betrachten, bei dem auf der zuführenden Seite Licht, der zuführende Gasaustausch über die Oberfläche und Futterzugabe stehen, während auf der abführenden Seite der regelmäßige Wasseraustausch, die Entnahme von Pflanzenteilen und entweichende Gase die daraus entstandenen Stoffwechselprodukte zum Teil entfernt. Die Art des Futters, seine Menge und Qualität sowie die Art der Einbringung ins Aquarium haben direkten Einfluss auf den biologischen Zustand des Wassers, (Ammonium, Nitrit, Nitrat, Phosphat, Keimdichte, Schwebepartikel und im Wasser gelöste organische Substanzen durch Futterrückstände) sowie auf das Wohlbefinden der Fische (Farbe und Widerstandfähigkeit bis hin zu natürlichem Verhalten und Fortfpflanzungstätigkeit). Da das Aquarium verglichen mit der freien Natur ein sehr begrenzter, dicht besiedelter Bereich ist, stellt das Futter eine wichtige ökologische Stellschraube dar.

Fische sind sparsame Lebewesen. Sie brauchen sich weder über den Erdboden zu stemmen, um sich fortzubewegen, geschweige denn andere energieintensive Fortbewegungen wie das Fliegen. Vielmehr befinden sie sich in deiner Art Schwerelosigkeit. Außerdem sind sie wechselwarm - eine energieintensive Bordheizung entfällt damit ebenso.

Zum Vergleich: Kleine Säuger wie Mäuse haben einen zehnfach höheren Energiebedarf als Fische bezogen auf das Körpergewicht.

Man kann in puncto Ernährungsfehler sicher annehmen, dass der weit überwiegende Teil Fische an einseitiger oder übermäßiger Fütterung zugrundegegangen sind und nicht an Unterernährung. In ihrem natürlichem Lebensraum ist Nahrung immer aufwändig oder unter Gefahren zu erreichen. Ein ständiges leichtes Hungergefühl ist daher ein Grundzustand, den es im Aquarium nachzubilden gilt. Ein leichter Hunger führt zur Futtersuche, die Tiere bewegen sich und bleiben "sportlich". Ein Wechsel von Phasen des Mangels mit Zeiten in denen Futter vorhanden ist bestärkt die Vitalität - nichts ist so öde wie ein fettgefressener Fisch, der träge und gelangweilt einer neuen überreichen Portion Flockenfutter entgegenschwimmt.

Das entscheidende Kriterium ist eine gute Qualität des Futters - d.h. die Bereitstellung aller Nährstoffe, die ein Fisch benötigt - in Kombination mit einer verlässlichen Haltbarkeit. Immerhin hat nicht jeder Aquarienhalter die Zeit und die Möglichkeit, ganzjährig auf einen abwechslungsreichen Mix aus verschiedenen Lebendfutterzuchten zurückgreifen zu können. Konservierung heißt: Der natürliche Abbau der Nährstoffe durch Bakterien, Pilze und die Oxidation durch den Luftsauerstoff wird gestoppt. Dazu muß man zunächst diesen Bakterien und Pilzen die Lebensgrundlage entziehen. Es heißt nicht, daß alle Bakterien, Pilze und Keime entfernt worden wären, dazu müßte man das Futter sterilisieren indem man es beispielsweise erhitzt. (Der Inhalt von Konservendosen wird so haltbar gemacht.) Die Lebensgrundlage ist auch dann nicht mehr vorhanden, wenn kein flüssiges Wasser mehr zur Verfügung steht, so dass Mikroorganismen keinen Stoffwechsel mehr betreiben können. Das kann man durch Trocknung oder Gefriertrocknung. Ebenso kann man den Stoffwechsel der Mikroorganismen anhalten, indem man die Umgebungstemperatur soweit herabsetzt, daß der Stoffwechsel so langsam abläuft, daß eine genügend lange Haltbarkeit gewährleistet ist.

Auch die Abwesenheit von Sauerstoff würde den meisten Mikroorganismen wortwörtlich die Luft abdrehen - nur eben nicht allen, denn es gibt einige Zersetzer, die auch ohne Sauerstoff arbeiten können. (Bei der Herstellung von Konserven kann das zum Problem werden - hat die Sterilisation durch Hitze versagt und überleben einige Keime, die unter Sauerstoffabschluss arbeiten können, so finden sie einen großen, konkurrenzloses Lebensraum im Innern der Dose vor; ein solcher Keim ist z.B. das Botulisus-Bakterium, das als Stoffwechselprodukt das Botulinustoxin erzeugt, ein starkes Gift.)

In der Praxis zerstört der Konservierungsprozess immer einen Teil der Nährstoffe; Wirtschaftlichkeit und Qualität sind auch hier Gegenspieler.


Flocken und Crisps

Flockenfutter für Fische
Flocken
Flockenfutter gibt es sein den 50er Jahren und hat in weiten Teilen die Fütterung von Fischen revolutionär vereinfacht - und eine Reihe enttäuschter Hobby-Lebendfutter-Züchter zurückglassen die sich bisweilen um einen schönen Nebenverdienst gebracht sahen. Als Erfinder des Flockenfutters gilt Dr. rer. nat Ulrich Baensch, der 1949 die Firma Tetra gegründet hatte und das erste Flockenfutter namens Tetramin 1954 in den Handel brachte. (Tetra ist bis heute Marktführer und befindet sich heute im Besitz eines großen amerikanischen Haustierfutter- und Haustierartikelherstellers.) Vorbild war vermutlich ein damals bereits gängiges Hundeflockenfutter, in dem neben dem Hauptbestandteil Getreide auch tierische Bestandteile eingearbeitet waren und das zu groben, trockenen und damit haltbaren Flocken verarbeitet war.

Crisps für Fische
Crisps
Als Ausgangsmaterial dient eine dünnflüssige Mischung auf Getreidebasis, der zahlreiche Zutaten beigemischt sind. Dazu zählen Fischmehl (enthält mehrfach ungesättigte Fettsäuren), Hefen, Erzeugnisse aus Krustentieren aber auch pflanzliches Eiweiß (z.B. Soja-Extrakte). Dazu kommen Zusätze wie Lecitiin und Vitamine sowie die Lebensmittelfarben, die den Flocken erst ihre markanten Farben verleihen. Die genaue Zusammensetzung ist Herstellersache und wird vermutlich als Firmengeheimnis gehütet. Diese Masse wird nun kurzzeitig erhitzt. Damit spaltet sich die darin enthaltene Stärke auf. Sie zerfällt auf molekularer Ebene in kürzere Ketten und wird dadurch überhaupt erst verdaubar. Gleichzeitig verkleistert sie mit den anderen Bestandteilen; die Masse wird damit klebrig solange sie flüssig ist und fest sobald sie trocknet.

Die eigentliche Herstellung erfolgt, indem der dünnflüssige heiße Brei auf eine liegende, rotierende Walze von etwa einem Meter Durchmesser von oben aufgebracht wird. Mehrere kleine Korrekturwalzen sorgen für eine gleichmäßig dünne Schichtdicke. Die Walze ist von innen beheizt; die Hitze trocknet den Brei innerhalb kürzester Zeit. Die Dauer der Erhitzung konkurriert dabei mit der Höhe der Temperatur - für eine möglichst schonende Verarbeitung müssen die beiden Faktoren austariert werden. (Die Temperatur soll angeblich um die 160 °C betragen.) Ein großer Vorteil ist die sehr geringe Schichtdicke der Flocken. Sie ermöglicht Trocknungszeiten innerhalb derer das Material sehr schonend haltbar gemacht werden kann. Schabmesser oder vergleichbare Mechaniken trennen das nun hart und brüchig gewordene Material ab und brechen es in die gewünschte Größe. Fertiges Flockenfutter enthält weniger als 14 Prozent Wasser. Damit ist alles mikrobiologisches Leben gestoppt.

Was nicht gestoppt ist sind Oxidation - gerade ungesättigte Fettsäuren neigen zur oxidativen Selbtzerstörung und werden dadurch giftig. Deshalb fügen Hersteller Antioxidantien (Vitamin C und E) hinzu, die zumindest einige Monate halten. Man sollte daher keine Großpackungen kaufen nur weil sie einige Prozent billiger sind oder Flockenfuttervorräte anlegen, sondern kleinere, vakuumverschlossene Portionen verwenden und geöffnete Dosen dunkel und kühl aufbewahren und nicht offen stehen lassen.

Was die Angaben fur den Futterdosen betrifft: Rohfaser ist nichts anderes als Kohlenhydrate, allerdings meist unverdaulich, z.B. Zellulose. Man kann sie unter die Ballaststoffe einreihen. Rohasche sind alle Reste, die übrigbleiben, nachdem man das Futter bei etwa 550 °C Grad oxidiert, d.h. verbrannt hat. Damit werden alle organischen Bestandteile entfernt. Rohasche ist der anorganische Anteil des Futters. Sie repräsentiert Mineralien, aber auch Zufallsanteile wie Sand etc. Lecitin ist ein Emulgator, der bei der Flockenherstellung dazu dient, Fette in Wasser zu lösen.

Sobald Flocken in Wasser eingebracht werden quellen sie auf, bis zur fünffachen Größe. Sie enthalten damit etwa 80 % Wasser - ein für Fischnahrung üblicher Wert. (Daher auch ihr vollständiger Name "Dünnschichtquellflocken") Außerdem werden sie weich, und die meisten Fische bevorzugen eindeutig weiche Nahrung.


Pellets, Granulate und Extrudate

Extrudiertes Futter
Extrudat
Zur Herstellung von Pellets kann praktisch die gleiche Futtermischung verwendet werden, nur müssen die Bestandteile feinst gemahlen werden. Statt der Wasserzugabe erfolgt nur eine sachte Anfeuchtung mittels Dampf in einem Konditionierbehälter. Sobald das Mehl leicht krümelig ist wird es in der Pelletmaschine von Metallhämmern mit enormer Wucht in die Löcher einer Metallplatte gehämmert. Durch Brückenbildung verfestigt sich die Mischung. Pellets haben eine glatte Oberfläche und keine Hohlräume.

Da die Herstellung kleiner Pellets kostenintensiv ist, werden bisweilen bereits fertige, grobe Pellets zwischen zwei geriffelten Walzen auf eine kleinere Nenngröße gebracht. Man erhält ein Granulat, dem die vorherige Aussehen eines Pellets kaum noach anzusehen ist.

Ein Extruder ist eine Maschine in Form einer ummantelten Schneckenwelle. Dir Futtermischung wird angefeuchtet und in die Maschine laufend eingebracht. Da am vorderen Ende (am Auslass) sich eine gelochte Metallplatte als Engstelle befindet und die Schneckenwelle stets Material nachschiebt baut sich enormer Druck auf. Zudem wird der Teig durchwalkt und geknetet. Am dieser Engstelle, die aussieht wie der Auslass eines Fleischwolfs, herrschen über 100 °C um die Stärke aufzuschließen. Hoher Druck, Scherkräfte und feuchte Hitze kennzeichnen den Prozess. Nach dem Austreten entspannt sich die heiße Futtermischung schlagartig und es entstehen zahlreiche Luftbläschen und Einschlüsse. Rotierende Messer schneiden die entstehenden unregelmäßigen Würstchen ab. Eine Nachtrocknung ist erforderlich. Extrudate schwimmen an der Wasseroberfläche oder sinken nur langsam ab.




Tabs und Waver



Tabs und Wafer
Wafer (li.) und Tabs (re).
Diese beiden Begriffe bezeichnen eine Darreichungsform für Bodenbewohner, nicht unbedingt eine spezielle Rezeptur. Je nach Zielgruppe enthalten Tabs und Wafer unterschiedliche Bestandteile, von Spirulina bis hin zu gemahlenen Garnelen. Beide Futterformen gestalten sich als Tabletten, die im Wasser sofort zu Boden sinken.

Während aber die Tabs (rechts im Bild) sich relativ rasch zu Pulver zerfallen und von den Fischen ins Wasser verwirbelt werden, bleiben Waver (links) über längere Zeit formstabil und eignen sich vor allem auch für Fische die ihre Nahrung raspelnd zu sich nehmen.

Wafer sind ebenso gut geeinget als Futter für kleine Krebse wie den bekannten CPO oder Futtertiere wie dem Mexikanischen Bachflohkrebs.







Eeze



Eeze
Eeze.
Unter diesem Namen vertreibt die Firma Argent Chemical Laboratories als alleiniger Hersteller einen kleinen Krebs (0,8 mm), augenscheinlich aus der Unterklasse der Ruderfußkrebse (Copepoda). Das Futter wird in Europa als freeze-dried verkauft, also gefriergetrocknet. Selten auch als Flockenfutter.

Dieser Krebs gedeiht in einem 400km2 großen, "unberührten und abgeschiedenen" Salzsee im nördlichen Kanada, jenseits des Polarkreises. Durch den hohen Salzgehalt finden sich keine direkten natürlichen Feinde wie Fische oder andere Wirbeltiere. Auch erwärmt er sich mit seinen 2 Metern Durchschnittstiefe und 300 Sonnentagen im Jahr relativ leicht. Im 24 Stunden dauerndem Tag des arktischen Sommers vermehrt sich die Nahrungsgrundlage des Krebses, einzellige Algen, rasant und führen regelmäßig zu einem Massenauftreten, das ebenfalls in 24-Stunden-Schichten professionell abgefischt wird. Zu Beginn des Winters stellt der Krebs die Vermehrung auf Dauereier um - sie überleben den arktischen Winter, in dem der See bis zur Hälfte seiner Tiefe zufriert.

Bemerkenswert ist sein hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Astaxanthinen, die zu seiner kräftigen roten Farbe führen. Astaxanthin ist eine vitaminähnliche Substanz aus der Gruppe der Carotinoide; seine positive Wirksamkeit bei der Immunabwehr und der Fruchtbarkeit von Fischen ist nachgewiesen und wird in der kommerziellen Fischzucht genutzt. Seine farbverstärkende Wirkung ist ein weiterer, in der Zierfischzucht willkommener Effekt, sie erstreckt sich nicht nur auf Rottöne sondern auf alle Pigmentierungen. Ebenso färbt es das Fleisch rot (etwa beim Lachs oder bei Krustentieren).

Wegen seines hohen Fettanteils sollte Eeze für erwachsene Fische nicht als Alleinfutter verwendet werden. Als Zusatzfutter und ganz besonders als Aufzuchtfutter für Jungfische stellt Eeze allerdings eine durchaus hochwertige Variante dar.




Gefriertrocknung



FD-Qualität - so nennt sich ein Standard in der Futterherstellung, der für eine besonders schonende Verarbeitung bürgt. Dabei werden Futtertiere mittels CO2 schockgefrostet (bei - 60°C) und dann in Vakuum gesetzt. Eine leichte Erwärmung auf ca. + 40 °C bewirkt daß das enthaltene Eis nicht erst schmilzt sondern direkt verdunstet (Sublimation). Die in den Futtertieren enthaltenen körpereigenen Verdauungsenzyme erhalten so keine Chance, das körpereigene Material anzugreifen und zu zersetzen, da das Medium nicht flüssig wird. Hohe Temperaturen, wie sie bei der normalen Trocknung auftreten, um den Prozeß wirtschaftlich zu machen, die aber die narürlichen Proteine, Vitamine und andere Nährstoffe des Futtertiers zum Teil zerstören, können durch das Vakuum vermieden werden. FD heißt freeze dried.




Frostfutter



Frostfutter ist eine wunderbare Sache. Futtertiere werden quasi im Originalzustand verfüttert und mit ihnen alle körpereigenen Substanzen, die ein Fischmagen von Natur aus erwartet - und auf die er sich in vielen Hunderten von Generationen evolutiv eingestellt hat. Das sind nicht nur Proteine und Fette, sondern auch weitere biologische Effektoren und Regulatoren, die - im Zierfischbereich wenig erforscht - Auswirkungen auf die Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit haben.

Eine sehr gute Methode zum Einfrieren findet sich in der industriellen Fleischwarenerzeugung. Frisch geschlachtete Hähnchen werden in -40°C kaltes Salzwasser getaucht bis sie durchgefroren sind. Schnelles Durchfrieren erzeugt kleine Eiskristalle, bei langsamen Durchfrieren zerstören die großen Eiskristalle die Zellstruktur des Futters. Beim Auftauen gibt die durchlöcherte Haut des Futtertiers Gewebeflüssigkeit an die Umgebung ab, was durch ihren hohen Gehalt an Phosphaten und Proteinen Grundlage für Bakterien- und Algenwachstum ist. Man kann das mit blosem Auge sehen, wenn etwa gefrostete Mückenlarven nach dem Auftauen in einem Schälchen zerfleddert aussehen und sich viel Material ablöst.

Frostfutter wird in der Regel als Platte mit Sollbruchstellen, ähnlich einer Schokoladentafel oder als Blisterpackung angeboten, bei der die einzelnen Portionen in separaten Kammern getrennt sind.

Die größte Schwachstelle liegt beider Herstellung von Frostfutter in der Zeit zwischen Tod und Einfriern der Tiere. Liegen diese beiden Zeitpunkte auseinander, erfolgt eine Zersetzung des Zellgewebes de Futtertiere durch körpereigene Enzyme (Autolyse). Diese Enzyme bewerkstelligen normalerweise die Verdauung in den Futtertieren und werden - solange der Organismus lebt - unter Energieaufwand "eingedämmt". Nach dem Tod des Tieres wird der Energieaufwand nicht mehr geleistet und die Enzyme geraten außer Kontrolle. Unbedingt sollte der Tod durch Einfrieren erfolgen.

Konservieren durch Frost bedeutet das Anhalten aller enzymatischen Aktivität und damit das Anhalten jeglicher mikrobiellen, stoffabbauenden Tätigkeit nach der RGT-Regel, d.h. je kälter eine Umgebung desto langsamer vollziehen sich alle chemischen Reaktionen. Das heißt nun nicht, daß alle chemischen Reaktionen vollständig gestoppt wären. Tatsächlich tritt ein Quasi-Stillstand erst bei -40°C ein. Frostfutter ist daher nicht unbegrenzt haltbar; In der Literatur finden sich meist Empfehlungen für eine maximale Lagerzeit von 6 Monaten bei -18 °C.

Auftauen oder gefrostet verfüttern?

Hier scheiden sich die Geister. Die einen argumentieren, daß gefrostetes Lebendfutter ohnehin bei Auftauen kleinpartikuläres Material abgibt das von Fischen nicht gefressen wird und welches das Wasser belastet und insbesondere Phosphat freisetzt und damit Algenwachstum fördert. Ein separates Auftauen in einem Schälchen und anschließendes Überführen in das Aquarium mit einem Teesieb oder einer Plastikspritze (Pipette) könne diese unerwünschte Stofffreisetzung verhindern. Andere argumentieren dagegen: Zwar ist durch die Frostung die Körperhülle durchlässig gewordenen, so dass Körperflüssigkeit austreten könnte. Gerade das Einbringen im gefrorenen Zustand verhindert das aber, da die Futtertiere gerade im Augenblick ihres Auftauens gefressen werden. Durch die im Verhältnis zur Körpermasse große Oberfläche ginge überdies das Auftauen in Sekundenbruchteilen vonstatten sobald das Futtertier sich von Eisblock löst.

Was die abgegebene Biomasse bewirken kann, zeigt sich in einem kleinen Experiment. Dazu wurden drei lichtdurchlässige wassergefüllte Flaschen am selben sonnigen Ort plaziert (ein Ostseitenbalkon). Der Inhalt der einen wurde mit Aquariendünger angereichert, ca. vierfach konzentriert (Nr. 1, Mitte). Die zweite Vergleichsflasche wurde mit einer Erdabkochung versetzt (Erde und Wasser zu etwa gleichen Anteilen gemischt und eine Stunde erhitzt. Absetztenlassen, der Überstand wird verwendet. Davon 30 ml, gefiltert; Nr 2, links). In die dritte Flasche wurde das Abtauwasser von zwei Stücken gefrostete Mückenlarven aus einer Blisterpackung gegeben. Die Trennung erfolgte durch ein Teesieb. (Nr. 3, rechts).


Frostfutter Frostfutter


Von links nach rechts: Erdabkochung, Aquariendünger, Frostfutterabwasser
Der Versuch lief von Mitte März bis Mitte Mai 2010


Der blose Augenschein bestätigt die erstaunliche Boosterwirkung von Frostfutter-Tauwasser.

Ich habe beide Methoden versucht und bleibe im Prinzip indifferent. Aber in manchen Blisterpackungen von Schwarzer Mückenlarve findet sich hin und wieder mal eine Daunenfeder. Vermutlich werden die Larven in Gewässern gehalten die mit Hühnermist künstlich eutrophiert werden. Um da ein Auge drauf zu haben wie die Larven aussehen und was da sonst noch alles drin ist werde ich auch in Zukunft separat auftauen und unmittelbar darauf verfüttern.


Lebendfutter

Lebendfutter bietet eine Reihe von unschlagbaren Vorteilen. Erstens werden sie lebend gefressen - Verunreinigungen des Wassers treten nicht auf. Durch ihre Bewegungen lösen sie das natürliche Beutefangverhalten aus und ruft damit einen Teil des natürlichen Verhaltensinventars ab, zu dem auch die Fortpflanzung gehört und die damit parat gehalten wird. Es erzeugt Vitalität und Spannung die sich auch auf die Fortpflanzung positiv auswirkt. Daneben enthält der Darm der Futtertiere Enzyme, die den Verdauungsvorgang im Fischdarm unterstützen; er enthält weiterhin Darmbakterien die die Darmflora des Fischdarms erweitern und beleben, und halbverdaute Einzeller und kleine Vielzeller (Algen, Protozoen etc.) die dem Fisch wertvolle Nährstoffe liefern die er selbst aber aufgrund ihrer geringen Größe nicht erbeuten kann. Fische, die auf den ersten Blick als reine Fleischfresser erscheinen, beschaffen sich (vorverdaute) pflanzliche Zukost über den Darminhalt ihrer pflanzenfressenden Beutetiere.

Gut loading bedeutet die gezielte Verbesserung der Qualität der Beutetiere über ihren Darm. Dazu werden die Futtertiere vor dem Verfüttern kräftig gemästet und mit wertvollen Inhaltstoffen gefüllt. Ein Beispiel: Artemia wird üblicherweise direkt nach dem Schlupf verfüttert, da zu diesem Zeitpunkt der Dottersack noch unverbraucht ist und ihr Protein- und Fettgehalt am größten ist. Das hört sich auf den ersten Blick durchaus richtig an. Tatsache ist aber auch, daß Artemia ab dem dritten Tag Nahrung aufnehmen, vor allem Algen und damit wertvolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die damit dem Beutemacher zur Verfügung stehen. Spezielle "Artemiabooster" sind im Handel.

Lebendfutter eignet sich ebenso dazu, kranken Fischen gezielt eine Medikament zu verabreichen, ohne das ganze Aquarium damit vollpumpen zu müssen, indem man geeigneten Futtertieren ( z.B. Artemia, Brachionus etc.) in einer Medikamenten-Lösung schwimmen lässt bis sie genug davon aufgenommen haben. Dann erfolgt die Verfütterung der präparierten Artemia im eigentlichen Becken. In der professionellen Teichwirtschaft wird diese Methode angewendet, im Zierfischbereich steckt sie noch in den Kinderschuhen.

Was den Fang von Plankton in der freien Natur betrifft sollte jeder wissen dass man hier das Risiko eingeht, sich unerwünschte Gäste einzufangen, die man nur noch sehr schwer loskriegt: Planarien, Hydra und verschiedene Schnecken, die sich an Pflanzen vergreifen. Zweitrangig dagegen sind Parasiten, da für eine Vermehrung im Aquarium die entsprechenden Zwischenwirte fehlen. (Parasiten benötigen oft für verschiedene Alters- und Entwicklungsstufen verschiedene Wirte.) Lediglich ein Saugwurm (Proalaria) ist bekannt, dessen Larven über Schnecken als ersten Zwischenwirt eingeschleppt wird und der Fische als zweiten Zwischenwirt an den Augen befällt. (Fischfressende Vögel stellen den Endwirt dar.)

Die Liste von möglichen Lebendfuttertieren ist mit gut einem Dutzend Spezies zwar überschaubar aber doch vielfältig. Ihre Zucht ist ein weites Feld, das man geradezu genauso enthusiastisch betreiben kann wie die Aquaristik selber. Was mich betrifft - wenn ich meinen Platys Wasserflöhe ins Becken setze und die ehemals beschauliche Truppe angesichts der zappelnden Beute sich in eine Horde wilder Raubtiere verwandelt - da hab ich meine größte Freude dran.








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