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Wasserflöhe - Cladocera - Daphnien




Daphnia. Wasserfloh.








Einordnung



Wasserflöhe besiedeln stehende oder sehr langsam fließende Gewässer von der kleinsten Pfütze bis zum landschaftsprägenden See. Meist leben sie nahe der Uferzone, in verkrauteten Zonen, wo sie stets häufig, mitunter massenhaft auftreten. Oft filtrieren sie Schwebealgen, Bakterien oder schwebende organische Reste (Detritus) aus dem Wasser. Viele Arten sind Spezialisten im Nahrungserwerb, etwa die Arten, die den Boden nach Detritus durchwühlen. Andere Spezialisten besiedeln saure Moore. Nur drei artenarme Gattungen leben im Salzwasser.

Die Bezeichnung "Wasserflöhe" ist lediglich umgangssprachlich und stammt von ihrer hüpfenden Fortbewegungsweise. Dabei sinken die Wasserflöhe durch ihr Eigengewicht stets langsam ab um nach wenigen Sekunden mit einigen kräftigen Schlägen ihrer Antennen den Höhenverlust wieder auszugleichen. Andere Arten oder Gruppen wie die Bosmiden schlagen mit ihren Antennen schneller und gleichmäßiger, sie bewegen sich gleichförmig wennauch oft scheinbar ziellos-taumelnd. Der Urheber dieses Namens ist vermutlich Jan Swammerdam, einem niederländischen Arzt und Naturforscher, der nicht nur die Roten Blutkörperchen entdeckte sondern auch erstmals einen "getackten Watervloy" beschrieb. Der griffige Name hielt sich.

In ihrem Ökosystem erfüllen Wasserflöhe eine entscheidende Funktion in der Nahrungskette, da sie große Mengen von kleinsten Nahrungspartikeln aus dem Wasser filtrieren und so größeren Tieren wie Fischen zur Verfügung stellen, die selbst diese Biomasse nicht nutzen könnten.

Wasserflöhe zählen zur Klasse der Blattfußkrebse (oder Kiemenfußkrebse, Branchiopoda). Sie stammen ursprünglich von Meeresbewohnern ab. Ihre evolutive Entwicklung ist kaum bekannt, da sich Krebse allgemein keine haltbaren Fossilien abgeben (das Schalenchitin zerfällt). Einordnungen in Verwandschaftsverhältnisse werden daher genetisch und über Ähnlichkeiten in der Embryonalentwicklung bestimmt.

Charakteristisch für die Blattfußkrebse sind ihre zu flächigen Extremitäten umgestalteten Beine, die sowohl der Atmung als auch dem Nahrungserwerb dienen.




Kammfüßer (Ctenopoda) besitzen sechs Beinpaare, die im Bau einander sehr ähneln. (Z.B. der Kristall-Wasserfloh)

Onycopoda (Krallenfüßer) Die Schale ist auf einen Brutraum reduziert; sie besitzen keine Blattbeine sondern Raubbeine, die dem Beutefang dienen. (Z.B. Polyphemus sp.)

Die Gruppe der Haplopoda besteht aus einer einzige Art, dem Glaskrebschen (Leptodora kindtii). Die Carapax ist zum rückseitig gelegenem Brutraum zurückgebildet, die freiliegenden sechs Beinpaare dienen dem Beutefang und sind stabförmig ausgebildet (keine Blattbeine). Der 14 mm lange Körper ist spindelförmig und glasartig durchsichtig.

Anomopoda stellen die meisten Gattungen der Wasserflöhe, darunter die typischen und bekannten Vertreter wie Daphnia, die Bosmiden, Chydoridae, Moina etc. Insgesamt gehören zur Unterordnung der Anomopoda etwa 14 Familien.

Zur Gruppe der Daphnien zählen in Mitteleuropa folgende Arten:
  • Daphnia magna
  • Daphnia pulex
  • Daphnia cucullata
  • Daphnia cristata
  • Daphnia longispina


Spinnicaudata und Laevicaudata stellen die beiden Gruppen von Muschelschalern dar. Für die Zucht als Lebendfutter sind sie uninteressant, da sie wegen ihrer harten Schale nicht gefressen werden.

Die Einteilung ist umstritten. Vermutlich haben sich Wasserflöhe aus den Vorfahren der Muschelkrebse entwickelt, die ihrerseits entwicklungsgeschichtlich uralt sind.




Körperbau






Das typische Kennzeichen eines Wasserflohs ist das beidseitig des Körpers vom Rücken ausgehend zur Bauchseite hin ausgezogene Rückenschild (Carapax). Praktisch alle Krebse besitzen eine Carapax, die teils gross und sehr widerstandsfähig (wie beim Hummer) oder fast vollständig zurückgebildet sein kann (wie bei Artemia) . Bei den Daphnien hüllt die Carapax die Beine ein, so dass um die Beine herum ein abgeschlossener Raum entsteht, der lediglich auf der Bauchseite eines Längsspalt besitzt, der vom Bauchanfang bis zum Schwanzstachel läuft.

Das erlaubt es den zu Filtrierapparaten umgestalteten Beinen das Umgebungswasser in einem beständigem Strom anzusaugen, zu filtern und wieder auszustoßen. Dabei entsteht zwischen den Beinen in raschem Wechsel Über- und Unterdruck; Dichtstehende parallele Borsten bilden Filtrierrechen, die Schwebepartikel und Schwebealgen filtern. Gegenstehende Borsten fegen bei jeden Schlag die Filterrechen sauber und schieben das ausgefilterte Material hin zur Bauchrinne in Richtung Mundöffnung. Durch den geringen Abstand der Filterborsten (ca 3 Mikrometer) lassen sich mitunter auch Bakterien aus dem Wasser filtern. Den Großteil der Nahrung stellt allerdings das Phytoplankton (Schwebealgen) bei einer Größe von 5 bis 50 Mikrometer. Ihren Zweck zur Fortbewegung haben die (je nach Art) fünf oder sechs Beinpaare damit verloren. Am Rücken sind beide Hälften stabil miteinander verwachsen und bilden einen Kiel, der zum Körperende in einen Schwanzstachel ausläuft. An ihrer Oberfläche ist deutlich eine netzartige Struktur zu erkennen; wachstumsbedingt bilden sich hier die Grenzlinien der darunterliegenden Körperzellen ab.

Vermutlich wirkt sich die Nahrung auf die Färbung aus: Individuen, die vorwiegend mit Algen ernährt sind scheinen transparenter, während Individuen, die vor allem Bakterien erbeuten, rötlich oder weiß erscheinen.

Neben der Nahrungsgewinnung dienen die Beine auch der Sauerstoffaufnahme. Dazu befinden sich zusätzlich zu den Filtrierrechen blattförmige Strukturen an ihrem Ansatz, deren große Oberfläche und ständige Bewegung den Stofftransport befördert. Vermutlich dient aber die gesamte Körperoberfläche in unterschiedlichen Anteilen dem Gasaustausch. Die Beine befinden sich in praktisch ständiger Bewegung und werden nur durch den Innendruck der Körperflüssigkeit stabil und in Form gehalten. Sie bestehen aus dünnem Chitin ohne Kalkeinlagerung.

Der Hinterleib (Abdomen) ist frei beweglich; es kann weit nach vorne in den Bauchraum und nach hinten teilweise aus der Schale herausgebogen werden. An seinem Ende befindet sich die paarige Furcal-Kralle, ebenso zwei Borstenkämme. Mit ihrer Hilfe werden die Filtrierrechen der Beine gereinigt. Der Schmutz wird nach hinten aus dem Körper heraus befördert.



Wasserfloh, Daphnia: Antennen.
Gefiederte Antennen.
Wasserflöhe besitzen wie alle Krebse zwei Paare von Antennen. Während das erste Antennenpaar als Geruchsorgan dicht unter dem Rostrum sitzt und kaum zu erkennen ist, bewerkstelligen die lang ausgezogenen Gliedmaßen der beiden zweiten Antennen die Fortbewegung. Sie sind mit zahlreichen Fiederborsten ausgestattet, die sich beim Schlag der Antennen nach unten, also dem Schub-Schlag, durch den Wasserwiderstand aufspreizen. Beim Zurückfedern der Antenne in die Ausgangslage klappen die Borsten zusammen und reduzieren so ihren Wasserwiderstand; aus der Differenz ergibt sich der Vorwärtsschub. Das allen Krebstier-Gliedmaßen zugrunde liegende Schema des Spaltbeins ist auch hier augenfällig.

Die ersten Antennen der Männchen sind etwas größer; auch tragen sie eine Borste mehr als die der Weibchen.



Daphnia verfügt zwar über keinen geschlossenen Blutkreislauf, aber über ein Herz, das deutlich sichtbar schlägt. Die Pulsfrequenz variiert dabei mit der Temperatur von 3 bis 5 Mal pro Sekunde. Das tönnchenförmige Herz besitzt zwei einander gegenüber liegende Öffnungen, durch die das Blut eingesaugt wird. Ringmuskeln bewirken die Kontraktion (Systole), bei der das Blut durch eine weitere, dritte Öffnung in den Körper gepumpt wird. Erschlaffen die Muskeln nach der Kontraktion bringt die Eigenspannung des Herzgewebes die Wandungen wieder zurück in die Ausgangslage.

Um das Herz herum sind hauchdünne, flächige Membranen aufgespannt, die den Blutstrom in bestimmte Bahnen zwingen. Dabei teilt sich der Blutstrom nach dem Austritt aus dem Herzen. Ein Teil fließt in den Kopf und die Antennen; von dort zurückkehrend umspült es die Beinpaare. Der andere Teil fließt in den Zwischenraum zwischen Körper und Carapax. Da dieser von zahlreichen Lamellen durchzogen ist verästelt sich der Blutstrom; vermutlich findet hier parallel zu den Kiemen an den Beinen ein weiterer Gasaustausch statt.

Als Blutfarbstoff dient Hämoglobin.



Das Maxillar-Nephridium ist in den Zwischenraum zwischen Körper und Carapax eingebettet (Schalennephridium, Schalendrüse). Seine Funktion ist nicht ganz klar, vermutlich ein biochemisches Aufgabenbündel von Entgiftung bis Osmoseregulation (analog zur Niere).



Wasserfloh, Daphnia: Mandibel.
Mandibel. Vergl Artemia..
Der Verdauungsapparat beginnt mit den Mandibeln. Die Nahrungspartikel, die der Filtrierapparat aus dem Wasser gewonnen hat, werden entlang einer Rinne bauchseitig nach vorne befördert, bis sie die Mandibeln erreichen. Diese verfügen an ihren Innenseiten über harte Mahlflächen, die die Partikel zerreiben und leichter verdaulich machen. Das den Mandibeln vorgelagerte Labrum schirmt das Umgebungswasser ab. Die Nahrung wird eingespeichelt und vom Vorderdarm, einem kräftigem Saugrohr aufgenommen. Die paarigen Leberhörnchen, die als Blindsäckchen im Kopfbereich in den Vorderdarm münden, liefern weitere Verdauungsenzyme.

Der Mitteldarm verläuft als gerade Strecke oder bildet bei manchen Arten eine Schlinge. Der Nahrungstransport erfolgt teils durch peristaltische Bewegungen, teils auch durch das Nachschieben neuer Nahrung. Vermutlich wird durch diese Schlinge und der damit verlängerten Verdauungsstrecke auf schwerer verdaubare Nahrung reagiert.



Wasserfloh, Daphnia: Auge des Kristall - Wasserflohs.
Auge des Kristall - Wasserflohs
(Sida crystallina).
Das Nervensystem von Wasserflöhen ist - man kann es sich fast denken - einfach gestrickt. Das Gehirn liegt direkt über dem Schlund und den Mandibeln und ist aus zwei Nervenknoten (Ganglien) gebildet. Den Hauptteil seiner Information bezieht es von dem großen, einzelnen Komplexauge (Facettenauge), das mit ihm über einen breiten Nervenstrang (Optisches Ganglion) verbunden ist. Auch das einzelne Komplexauge ist bei Embryonen zunächst noch paarweise vorhanden, verschmilzt aber im Laufe der Individualentwicklung. Mehrere Kristallkegel sitzen auf dieser Kugel und leiten das Licht in die jeweils darunter liegende Sinneszelle. Stets ist ein lebhaftes Wackeln und Zittern des Auges zu sehen, welches durch drei je paarige Muskeln bewerkstelligt wird.

Auf einem kleinen Vorsprung des Gehirns sitzt das Medianauge (Nebenaugen, Naupliusauge). Es entsteht durch die Verschmelzung von vier einfachen Augen. Lediglich Hell / Dunkel - Unterschiede können mit diesem Sinnesorgan wahrgenommen werden. Seine Funktion ist unklar, vermutlich ein Relikt der Evolution



Die paarigen Eierstöcke der Wasserfloh-Weibchen liegen als langgestreckte Säckchen in der Körpermitte, angeschmiegt an den Mitteldarm. Über Eileiter münden sie in den Brutraum, wo sich die von ihnen produzierten Eizellen zu jungen Daphnien entwickeln.




Lebensweise und Fortpflanzung



Wasserfloh, trächtiges Weibchen.
Trächtiges Weibchen
Um zu wachsen müssen sich Wasserflöhe wie alle Krebstiere häuten. Dabei platzt (wie meines Wissens im ganzen Tierreich) zuerst die Haut an der Hinterseite des Kopfes auf,

Wasserflöhe pflanzen sich sowohl durch Jungfernzeugung als auch durch geschlechtliche Vermehrung fort. Mit diesem Königsweg der Fortpflanzung sind sie einerseits durch genetische Variabilität gewappnet für sich verändernden Umweltbedingungen; andererseits versetzt die Jungfernzeugung sie in die Lage, sich innerhalb kurzer Generationenfolgen und damit sehr schnell, ja massenhaft zu vermehren.

Bei der Jungfernzeugung werden Eier ohne Geschlechtsakt produziert; sie sind daher genetisch mit ihrer Mutter identisch. Sie tragen den vollständigen, doppelten Chromosomensatz. Die Weibchen erzeugen also stets Töchter, die ihre Klone sind. Die in den Eierstöcken heranreifenden Eizellen sind stets zu Vierergruppen verbunden. Dabei dienen in der weiteren Folge drei der vier Zellen als Nährzellen, eine Zelle fungiert als Keimzelle der jungen Klontochter. Dieser Vermehrungstyp wird bevorzugt, solange die Umweltbedingungen günstig sind. Zwischen 5 und 30 Eier werden dabei mit einem Schub in den Brutraum verfrachtet. Sie entwickeln sich praktisch gleichzeitig und verlassen als kleine selbständige Daphnien den Mutterleib. Bei Zimmertemperatur sind sie nach fünf Häutungen und fünf Tagen selbst geschlechtsreif.

Wasserfloh.
Geburt.
Mit dem Herannahen des Herbstes (Nachtabkühlung, verminderte Sonneneinstrahlung, kahlgefressene Algenbestände etc.) schalten die Weibchen um und bilden aus ihren unbefruchteten Eier Männchen. Diese sind etwas kleiner (gut halb so groß)als die Weibchen, ihre Augen sind etwas größer und ihre ersten Antennen sind etwas anders gestaltet. Vermutlich dient eine zusätzliche Borste zum mechanischen Festhalten bei der Paarung.

Das Geschlecht eines Wasserflohs wird also nicht durch seine Chromosomen bestimmt, sondern durch seine Mutter, bzw. die Lebensbedingungen während seines Embryonalstadiums.

Wasserfloh: Jungtier.
Daphnia. Jungtier.
Sobald genügend Männchen hervorgebracht sind, beginnen die Weibchen, einen dritten Ei-Typ zu erzeugen: Dauereier (Latenzeier, Wintereier). Zu ihrer Bildung bedarf es mehrerer Vierergruppen, da Latenzeier sehr dotterreich sind. Ebenso besitzen sie den einfachen Chromosomensatz. Ohne Befruchtung, ohne Begattung durch ein Männchen, das die zweite Hälfte des Chromosomensatzes liefert, sind diese Eier nicht entwicklungsfähig und gehen nach dem Eintritt in den Brutraum zugrunde. Die Männchen, die nun ihre Mütter und Schwestern begatten, zeugen damit die erste Generation des nächsten Jahres.

Bei der Entwicklung des Latenz-Eis im Brutraum stagniert die Zellteilung, das Ei legt eine Ruhephase ein. Es wird mit einer harten, zähen Hülle versehen, deren Oberfläche lufthaltige Zellen besitzt und mit einer Häutung abgestoßen. Dabei nimmt sie einen Teil der Wasserflohschale als eigene Schutzhülle mit. Vermutlich sind Wasserflöhe dazu in der Lage, vor der Freisetzung des Dauereis die eigene Körperschale, die ja dem Dauerei vererbt wird, durch Einlagerungen erheblich zu verdichten.

Wasserfloh.
Verhärtete Außenhaut
Meist sind zwei Embryonen zu einem solchen Paket (Ephippium, "Sattel") verschnürt . Schliesslich treibt es unscheinbar und gut geschützt an der Wasseroberfläche.

Die Anzahl der Phasen von sexueller Reproduktion ist genetisch ungefähr vorgegeben, wird aber auch durch Jahreszeitliche Schwankungen und Schwankungen im Nahrungsangebot beeinflusst.

Die Dauereier bleiben oft am Gefieder von Wasservögeln hängen, welche sie über große Entfernungen transportieren. Neu entstandene Lebensräme werden so besiedelt, ebenso werden zwischen besiedelten Gebieten Individuen ausgetauscht. Dadurch wird der Genpool, dh. das einer Population zur Verfügung stehende Genmaterial hinsichtlich seiner Variationsbreite von dem relativ abgeschlossenen und kleinräumigen Areal eines Weihers oder Tümpels auf viele hundert Kilometer ausgedehnt.



Wasserfloh: Männchen.
Männchen.
Im Laufe eines Jahres kommt es in der Populationsdichte von Daphnia in einem Gewässer zu erheblichen Unterschieden. Maximalwerte von bis zu 20 000 Individuen pro Liter wechseln sich ab mit Phasen, in denen Wasserflöhe geradezu selten sind. Lange Zeit galt die Vermutung dass Witterungseinflüsse eine große Rolle spielen - tatsächlich sind die Schwankungen wohl ausschließlich durch die Wellen von Daphnia-Räubern und vor allem Daphnia-Nahrung verursacht.

Wasserfloh: Dauerei.
Dauerei.
Regelmäßig im Frühling erfolgt eine starke Vermehrung von Phytoplankton. Durch die hohe Reproduktionsquote der Daphnia vervielfacht sich deren Populationesdichte mit geringem zeitlichen Versatz. Schließlich schießt die Daphniendichte über, die Schwebealgen werden praktisch komplett ausfiltriert. Der Weiher erreicht damit ein Stadium, in dem sein Wasser kristallklar ist. Kurz darauf bricht der Wasserflohbestand aufgrund von Nahrungsknappheit ein und der Bestand der Schwebealgen erholt sich. Der Zyklus beginnt von vorne.

Gewässer mit hohem Nährstoffgehalt und kleinem Volumen (Wärme!) durchlaufen solche Zyklen in schnellerer Folge, ca 3 Mal pro Sommer, solche mit niedrigem Nährstoffgehalt nur ein Mal und schwächer ausgeprägt.



Wasserflöhe sind dafür bekannt, im Laufe eines Sommers ihre Körperform zu variieren; selbst dann wenn die verschieden gestaltenen Individuen genetisch identisch sind (Temporalvariation, Zyklomorphose). Die Veränderungen betreffen vor allem die Länge des Schwanzstachels und die Kopfformen. Daphnia cucullata und Daphnia longispina beispielsweise treten je in einer rundlichen und einer spitz ausgezogenen Kopfform auf. Die Ursache dafür ist ungeklärt; Vielleicht dienen längere Schwanzstacheln als Schwebefortsätze. Andererseits scheint die Gegenwart von Feinden wie der Weißen Mückenlarve das Auftreten solcher Variationen zu begünstigen.




Einige Gattungen und Arten



Daphnia pulex Daphnia pulex,
Gemeiner Wasserfloh.

3 - 4 mm. Bevorzugt kleine, seichte Gewässer; in tieferen Gewässern nur in der Uferzone. Häufig, oft massenhaft.
Daphnia pulex
Daphnia magna Daphnia magna,
Großer Wasserfloh.

5 - 6 mm. Warme und nährstoffreiche Gewässer (Ausscheidungen von Wasservögeln!). Häufig, oft massenhaft.
Daphnia magna
Räuberischer Wasserfloh, Polyphemus pediculus Polyphemus pediculus,
Raubwasserfloh.

2 mm. Beine frei, dienen dem Erbeuten und Zerreissen von Beute, oft andere Wasserflöhe. Häufig, ufernah. Rechts: Jugendform.
Räuberischer Wasserfloh, Polyphemus pediculus
Netz-Waserfloh, Ceriodaphnia reticulata Ceriodaphnia reticulata,
Netz-Wasserfloh.

2 mm. Uferbereich. Häufig. Auffällige Netz-Zeichnung am Körper.
Netz-Waserfloh, Ceriodaphnia reticulata
Scapholeberis mucronata, Kahnfahrer. Scapholeberis mucronata,
Kahnfahrer

1 mm. Gerade Bauchseite; oft hängen sie damit dicht unter der Wasseroberfläche und schwirren in Kreisen daran entlang. Kontinuierliche Bewegung, kein Hüpfen.
Scapholeberis mucronata, Kahnfahrer.
Kristall-Wasserfloh, Sida crystallina. Sida crystallina,
Kristall-Wasserfloh

4mm. Sehr kräftige Ruderantennen. Haftorgan am Hinterkopf. Je 15 Schwimmborsten an den zweiten Antennen (10 und 5 am Außen- / Innenast), 6 Blattfußpaare.
Kristall-Wasserfloh, Sida crystallina.
Sichelkrebschen, Acroperus harpae. Acroperus harpae,
Sichelkrebschen

Körper seitlich stark abgeflacht, Darm mit Schlinge, kleine Augen. Häufig, Uferzone. Rechts: Darm mit Methylenblau angefärbt.
Sichelkrebschen, Acroperus harpae.
Weiher-Rüsselkrebs, Bosmina longirostris. Bosmina longirostris,
Weiher-Rüsselkrebs

Ca.0,7 mm. Langgezogener Rüssel. In kleinen Weihern, großen Seen, am Ufer, in Bodennähe und im freien Wasser. Kein Naupliusauge.
Weiher-Rüsselkrebs, Bosmina longirostris.
Linsenkrebschen, Chydorus sphaericus. Chydorus sphaericus,
Linsenkrebschen.

0,5 mm. Hangelt sich mit den Vorderbeinen an Algenfäden etc entlang und weidet dabei den Bewuchs ab. Häufig.
Linsenkrebschen, Chydorus sphaericus.
Langdorn-Wasserfloh, Daphnia longispina. Daphnia longispina,
Langdorn-Wasserfloh.

2 mm. Körperform variabel, praktisch jedes dauerhafte Gewässer hat seine eigene Rasse.
Langdorn-Wasserfloh, Daphnia longispina.




Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, und für die Richtigkeit der Artzuweisungen kann ich nicht garantieren. Die Formenvielfalt ist übergroß, vieles ähnelt sich und viele Arten variieren ihr Aussehen in Abhängigkeit von ihrer Umwelt.



Für die Aquaristik sind vor allem zwei Arten relevant: Daphnia magna und Daphnia pulex. Beide lassen sich leicht halten une relativ zuverlässig züchten. Daphnia magna, die etwaas größere der beiden ist wohl noch leichter und problemloser zu vermehren als Daphnia pulex.

Da die Unterscheidung nicht ganz leicht, anhand folgender Merkmale sollte sie jedoch eindeutig möglich sein. (Die Bilder anklicken zum Vergrößern, Javascript muß aktiviert sein.)


Daphnia magna Daphnia pulex
Furcalkralle glatt:

Daphnia magna.
Furcalkralle am Ansatz bedornt:

Daphnia pulex.
Dornen am Rücken Fast glatter Rückenkiel
Erste Antennen länger als Rostrum Erste Antennen kürzer als Rostrum
Kurzes Rostrum Rostrum länger ausgezogen.




Von diesen Merkmales ist die bedornte Furcalkralle zwar am schwierigsten festzustellen (Mikroskop, 100x), liefert aber das klarste und eindeutigste Unterscheidungsmerkmal.




Zucht als Zierfischnährtier



Die Zucht von Wasserflöhen gestaltet sich einfach und recht zuverlässig, sofern man über ein geeignet großes Becken verfügt. Eine Regentonne oder eine Maurerwanne im Freien oder ein 54-Liter Becken sind gut geeignet; selbst aus ein 12-Liter Mini-Aquarium läßt sich ernten.

Als Nahrung dienen wie in der freien Natur Schwebealgen. Ihre Sporen werden über den Luftweg herangetragen, ein bisschen Pflanzendünger oder eine Handvoll Gartenerde liefern die von ihnen benötigten Materialien. Die Sonne oder eine Beleuchtung tut ihr übriges damit sich die Schwebealgen vermehren. Im Freien ist es nicht nötig, einen extra sonnigen Platz zu wählen - auch Schatten ist oft hell genug, die direkte Sonne ist so stark dass einige wenige Stunden pro Tag genügen. Besser vermeidet man ein zu starkes Aufheizen mit entsprechendem Sauerstoffmangel. Gerade Daphnia magna liebt es ohnehin etwas kühler und schattiger.

Der optimale pH-Wert liegt zwischen 7,2 und 8,5 - jedes Wasser, dessen Härte nicht nahe bei Null liegt, liegt praktisch in oder nahe bei diesem Bereich. Zwar gelten Wasserflöhe als tolerant gegenüber Sauerstoffmangel - nur ihr bloses Überleben ergibt noch keine gute Vermehrungsquote. Mäßige Temperaturen von unter 25°C bringen genug Sauerstoff aus der Luft ins Wasser.

Ist eine Belüftung vorhanden sollte auf einen Ausströmer verzichtet und möglichst schwach und grobperlig belüftet werden. Kleinste Luftbläschen geraten in die Schalenzwischenräume der Daphnien und beeinflussen ihren Auftrieb.

In professionellen Labors werden Daphnien oft mit Kulturen von Scenedesmus oder Chlamydomonas ernährt.

Daphnia reagieren auf Licht, jedoch teils angezogen, teils abgestoßen (positive und negative Phototaxix bei verschiedenen Individuen der gleichen Art). Selbst genetisch identische Individuen reagieren unterschiedlich. Für eine Steuerung oder eine wie auch immer geartete Anreicherung oder eine Fangmethode wie bei Artemia reicht die Phototaxis bei Daphnia leider nicht im geringsten.

Regelmäßige Ernte vermeidet Kahlfraß der Algenbestände und das darauffolgende Zusammenbrechen der Daphnienpopulation.

Daphnien reagieren sehr empfindlich auf Halogenide (Fluor- Clor- Brom Jod Verbindungen) und auf Zink und Kupfer - deutlich empfindlicher als Fische. In der Industrie werden sie deshalb mitunter zur Überwachung der Wasserqualität bei Abwässern verwendet. (Der "Daphnientest nach Knie", der 1978 von J. Knie entwickelt wurde ist nach wie vor unverzichtbar. Dabei wird das Probewasser kontinuierlich durch einen Daphnienbehälter geleitet und die Bewegungsaktivität von Daphnien automatisiert gemessen. Sinkt die Aktivität unter einen bestimmten Wert, wird ein Alarm ausgegeben.)

Die durchschnittliche Lebensdauer von Daphnia magna und Daphnia pulex beträgt etwa 50 - 75 Tage. Dabei bringen sie etwa 10 - 15 Mal Nachwuchs zur Welt. Die Anzahl der Jungen variiert stark in Anhängigkeit von der Lebensumgebung. Hohe Temperaturen und großes Nahrungsmittelangebot verkürzen die Lebensdauer.



Der Vollständigkeit halber einige weitere Fütterungsvorschläge:
  • Frischhefe: Ein Erbsengroßes Stück pro Liter wird gut aufgelöst und eingerührt. Sobald das Wasser wieder klar gefiltert wurde, wird die nächste Ration verabreicht.
  • Bakterienbasierte Nahrung: Hier wird versucht, ein für Bakterien geeignete Umgebung zu schaffen. Als Nahrungsgrundlage wird empfohlen, ein Stück getrockneten Pflanzenfressermist (Rind, Schaf etc.) in einen Nylonstrumpf zu stecken und diesen in den Behälter einzuhängen. Das Trocknen zerstört dabei Antibiotika und andere synthetische Substanzen. (Trotzdem: Vorsicht vor Tetanus!) Steht das nicht zur Verfügung, funktionieren auch in den Behälter lose eingebrachte Hundefuttertrockenpellets. Ich habe diese Methode nicht ausprobiert.
  • Erbsensuppe: Vier Teile Erbsen und ein Teil Karotten werden im Mixer so fein wie möglich püriert. Der Saft wird durch ein Tuch ausgepresst. Das zurückbleibende Konzentrat enthält verdauliche Partikel von geeigneter Größe.
  • Spirulinapulver. Eine leichte Belüftung ist erforderlich, um das Absinken des Futters zu verhindern.
  • Auch mit Blut lassen sich Daphnien ernähren. (Für den Daphnienzüchter der wirklich mit dem Rücken zur Wand steht..)


Wasserflöhe sind nährstoffarm. Da das lebende Tier einen Wassergehalt von 95 % aufweist und das Darmvolumen des Beutemachers schlicht begrenzt ist, scheint es nicht ratsam, Daphnien als Alleinfutter zu verwenden - die Menge an Protein und Fett ist zu gering um den Beutemacher zu ernähren.


Am lebenden Tier (Frischsubstanz) ergeben sich folgende Werte:

Wassergehalt: 95 %
Protein 2,5 %
Fett 0,5 %
unverdauliche Reste 2 %



Ihr Vorteil iegt in der Verfütterung als lebendes Tier. Da sie im Aquarium längere Zeit überleben, belasten sie nicht das Wasser. Ihre zuckenden Bewegungen veranlassen den Beutemacher zu arttypischen Jagdverhalten. Ihre chitinösen Schalen schilfern außerden abgestorbene Zellen in den Darmwandzotten ab und erneuern so die oberste Darmschicht. Daphnien werden empfohlen bei Verdauungsproblemen und Darmparasiten wie Flagellaten.

Im Handel werden sowohl getrocknete wie lebende Wasserflöhe angeboten, in der Regel Daphnia magna. Beides sind mit entsprechenden Einschränkungen (s.o.) geeignete Futterquellen.

Über eine Übertragung von Krankheiten oder Parasiten durch gekaufte lebende Daphnien ist nichts bekannt.

Wer Daphnien in einem Weiher selbst keschern will, dem sei ein Planktonnetz empfohlen. Es sollte sackförmig sein, also viel länger sein als breit, damit sich keine Wassersäule vor der Öffnung staut. Ein Stiel mit anderthalb Metern Länge ist perfekt. Der Fang erfolgt am besten Tagsüber in Ufernähe mit langsam kreisenden Bewegungen in Form einer liegenden "8". Wird Bodenmaterial aufgewirbelt, war die Bewegung zu schnell.

Auch einfache Versuche, mit einer leeren Colaflasche Wasserflöhe am Ufer einzusaugen und mittels eines mitgebrachten Artemia-Siebes zu konzentrieren und in einer Tupperware nach Hause zu transportieren, liefern gute Ergebnisse.

Die gefangenen Wasserflöhe können mit nur geringen Verlusten tagelang in einem Behälter in einer kühlen Ecke gelagert werden. Auch nach Wochen werden sich noch viele Daphnien darin finden.

Auf das Risiko, dass mit den selbst gefangenen Daphnien auch Hydra oder Planarien ins Aquarium gelangen und sich rege vermehren soll in aller Deutlichkeit hingewiesen werden.




Der größte Freund des Wasserflohs ...



... ist wohl der frischgebackene Mikroskopiker, der sich mit dem neuen Hobby der Klein- und Kleinstlebewesen zu beschäftigen beginnt. Am Wasserfloh sind eine Fülle von Lebensfunktionen direkt sichtbar, beginnend vom Herzschlag über den Blutkreislauf, Ernährung, Verdauung, Auscheidung bis hin zur eindrucksvollen Entwicklung der Embryos zu kleinen Jungtieren. Wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn glatt erfinden. Er ist die freundlichste Einladung der Natur aus dem Reich des Planktons, sich mit ihr zu beschäftigen.














09.07.2012 - 01.10.2012











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