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Artemia salina - Salzkrebs




Artemia
Artemia-Nauplie, ca. 12 Tage alt


Artemia sind in Salzwasser vorkommende Krebschen. Ihre Dauereier (Cysten) können aus freier Natur großtechnisch geerntet und trocken lange gelagert werden. Bei Bedarf werden diese Cysten in Wasser gebracht und es schlüpfen innerhalb von 48 Stunden junge Artemia. Durch diese zuverlässige Verfügbarkeit, einfache Handhabung und den ausgezeichneten Nährwert für Jungfische stellt Artemia ein unverzichtbares Lebendfutter für Jungfische dar, sowohl in der kommerziellen Fischzucht als auch in der Hobbyaquaristik.






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Vorneweg: Der Name Artemia salina (Salzkrebs, Salinenkrebs) bezeichnet eine Art innerhalb der Gattung Artemia (Salzkrebschen). Zu dieser Gattung Artemia gehören auch andere Arten von Salzkrebschen - will man sich präzise ausdrücken lässt man die deutschen Namen wohl besser beiseite.

Eine besondere Zuchtlinie von Artemia salina sind die "sea monkeys", die der amerikanische Versandhandels-Geschäftsmann und Erfinder Harold von Braunhut 1957 zuerst als "Instant Life" zum Patent anmeldete. Im Zuge einer Marketingstrategie wurde die Züchtung umbenannt in seamonkeys und später auch in Deutschland x-fach als Gimmick in der Yps und in anderen Jungendmagazinen beworben. Es gibt wohl kaum jemanden, der diese Werbung nicht schon einmal irgendwo in einem Mickey-Mouse-Heft gesehen hätte. Harold von Braunhut ist ebenfalls der Vermarkter einer Röntgenbrille und von unsichtbaren Goldfischen (wers nicht glaubt - hier stehts). Der wissenschaftliche Name dieser auf Größe und Langlebigkeit getrimmten Tiere lautet artemia nyos. Der Name Seamonkey landete später bei der Mozillafoundation die einen so benannten Browser entwickelten, welcher inzwischen von einem externen Entwicklerteam betreut wird.

Mit den Triops sind die Artemia verwandt, allerdings nicht besonders eng. Beide gehören zur Klasse der Kiemenfußkrebse (Branchiopoda), Triops zählen aber zur Ordnung Rückenschaler (Notostraca), während Artemia salina zur Ordnung der Kiemenfüßer (Anostraca) gehört. (Bei den Säugetieren sind z.B Hasen und Primaten verschiedene Ordnungen.) Ebenfalls sind die einen extreme Salzwasserbewohner, Triops kommen (ebenso wie die beiden bekannteren Feenkrebse) nur im Süßwasser vor.

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Einordnung



Artemia. Carapax am Kopfende.
Artemiaweibchen.
Artemia zählen zur großen und sehr verschiedengestaltigen Gruppe der Krebstiere (Crustacea), die zusammen mit den Insekten die große Gruppe der Gliederfüßer bilden, die 80% der heute lebenden Arten stellen. Die gemeinsamen Merkmale von Krebstieren sind aufgrund der Vielgestaltigkeit schwer eindeutig zu bestimmen; grundsätzlicher Bauplan ist ein in Segmenten gegliederter Körper, der mit einem Kopfsegment beginnt und mit einem Endsegment endet. Die dazwischenliegenden Segmente weisen einen im Prinzip gleichen Bauplan auf, der bei den konkreten Arten natürlich stark variiert und abgewandelt ist. Jedes Segment besitzt dabei ein Paar Spaltbeine und ein Nervenelement.

Allgemein wird angenommen dass der ursprüngliche Bauplan der Gliederfüßer zu Zeit während ihrer Entstehung im Kambrium (650 Mio. Jahre v. Chr.) eine unbestimmte Anzahl von gleichen Segmenten aufweist.

Ein Spaltbein ist ein gegliedertes Bein, das sich in einen inneren / unteren Beinast (Schreitbein) und einen äußeren Kiemenast verzweigt. Es läßt sich grundsätzlich mit der Form eines Y vergleichen, wobei der Fuss des "Y" am Gliederfüßerkörper angebracht ist und die einzelnen Teile vor allem in der Länge stark variieren. Am nicht gespaltenem Teil des Beines (Protopodit) tritt mitunter ein flächiges Bauelement auf (Epipodit), der meist Kiemenfunktion übernimmt. Besonders flächig geformte Beine mit einem oder mehreren Epipoditen nennt man auch Blattbein. (Auch eine Krebsschere ist ein sehr kräftiges Spaltbein.)

Im Laufe der Evolution wurde die Anzahl der Segmente artspezifisch festgelegt, später verschmolzen die bestimmte Segmentgruppen in unterschiedlichen Varianten. Aus einigen vorderen Segmenten entstand das heutige Kopfsegment aller Gliederfüßer. Bei den Insekten sind sämtliche Segmente auf heute genau drei zusammengeschrumpft.

Aus den Spaltbeinen der Segmente, die den Kopf bilden entstanden die Antennen. Mehr Segmente, die verschmelzen, bilden heute mehr Antennenpaare (Insekten: 1 Paar, Krebse: 2 Paare).

Allen Krebstieren gemeinsam ist das Auftreten eines Spaltfußes, das im Wasser lebende Naupliusstadium mit dem unpaarigen Naupliusauge, zwei jeweils paarige Antennen sowie Kiemen. Als entscheidendes Merkmal eines Krebstieres wird allerdings die Teilungsmuster bei der frühen Embryonalentwicklung gesehen.

Teilt man ganz naiv mal die Welt der Gliederfüßer nach Anzahl der Beine ein, so haben Insekten sechs, Spinnentiere (Spinnen und Skorpione) acht und die Krebse zehn oder mehr Beine. Übertroffen werden sie in dieser Hinsicht nur von den Hundertfüßern und Tausendfüßern, die z.T. heute noch eine variable Anzahl von Beinpaaren besitzen.

Ein typisches Merkmal von Krebstieren ist auch der Rückenschild (Carapax), der bei vielen Arten auftritt. Dieser Carapax beginnt als Hautfalte am Hinterrand des Kopfsegmentes und ist aus Chitin aufgebaut, in das zur Härtung Kalk eingelagert ist. Während bei manchen Höheren Krebsen der Carapax vor allem den Kopfbereich schützt (z.B. Hummer) ist er bei Wasserflöhen so weit links und rechts zur Bauchseite hin um den Körper verlängert dass seine Beine gänzlich darin verschwinden. Beim Muschelkrebs ist sogar der gesamte Körper darin verschwunden, daher der Name. Meist ist der Carapax mit dem Körper verwachsen, bildet also eine starre Einheit. Bei den Triops ist der Rückenschild nur am Kopfhinterende mit dem Körper fest verbunden und liegt ansonsten lose am Rumpf an. Artemia verfügt über nur einen sehr kleinen Carapax, der mit blosem Auge nicht sichtbar ist.

Die Ordnung Kiemenfüßer (Anostraca) stellt typischerweise neben Artemia mehrere andere Vertreter, deren Überlebensstrategie es ist, sich auf exotische oder sehr kurzlebige Gewässer zu spezialisieren (Salzgewässer, Schmelzwassertüpel, Überflutungsgebiete an Flußläufen etc) und bei Bedarf trockenheitsresistente Dauereier zu bilden. Solche Biotope sind für Fressfeinde meist zu schnellebig oder biochemisch zu ungünstig. Es war daher nicht nötig, Abwehrmechanismen wie Körperschilde (Carapax) oder auch körpereigene Gifte zu entwickeln (Anostraca = "schalenlos").



Stellung der Artemia im System der Krebstiere




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Gattungen und Verbreitung



Artemia. Verbreitung.


    Weltweit kommen die verschiedenen Arten von Artemia auf etwa 500 bekannte Standorte. In Zeiten abnehmender Bestände und klimatischer Unsicherheit werden neue Fundorte vertraulich behandelt - man will sich kein Geschäft vermiesen. Die Zahl der tatsächlichen Vorkommen dürfte daher deutlich darüber liegen.

    Dementsprechend soll die Grafik weder vollständig noch genau sein, sondern lediglich einen groben Überblick liefern welche Arten auf welchen Kontinenten auftreten. A.parthenogenetica tritt nicht in der Neuen Welt auf, A. persimilis ist auf Südamerika beschränkt, A. salina kommt nur am Mittelmeer vor, A. monica und A. urmiana sind an Einzelstandorte gebunden.


  • Artemia franciscana (A. gracilis; Kellogg 1906)
  • Artemia franciscana monica (Verrill 1869)
  • Artemia parthenogenetica (Barrigozzi 1974) (*1)
  • Artemia persimilis (Piccinelli und Prosdocimi 1968)
  • Artemia salina (A. tunisiana; Linnaeus = Carl von Linne 1758)
  • Artemia sinica (Cai, 1989)
  • Artemia tibetiana (Abatzopoulus, Zhang und Sorgeloos 1998)
  • Artemia urmiana (Gunther 1890)
*1: Wird auch als Partenogenetische Populationen bezeichnet; eineige Stämme daraus können nicht gekreuzt werden; sie bilden daher definitionsgemäss keine gemeinsame Art.




Artemia sind seit Jahrhunderten bekannt, wenn auch nicht als Fischfutter. Erstmals beschrieben wurde Artemia durch den schwedischen Naturforscher und Systematiker Carl von Linne 1758. Da Artemia abhänging von Umwelteinflüssen (Salzgehalt, Sauerstoff etc.) Farbe und Größe variieren kann, wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Varianten fälschlicherweise als Arten eingestuft. Bekannt geworden ist die "Art" A. milhauseni, die auch in Brehms Tierleben verzeichet war. Nachdem dieser Fehler erkannt war, vermutete man dass es gar keine verschiedenen Arten gäbe - eine Umgangsweise, die sich lange hielt und auch heute noch vereinfachend angewendet wird.

Tatsächlich stellt Artemia heute einen Komplex aus verschiedenen Arten dar; dabei kann eine Art Varianten bilden, dh. Individuen, die verschieden aussehen, da sie in unterschiedlichen Umweltbedingungen großgeworden sind. Trotzden bilden sie eine gemeinsame Art, da sie zusammen Nachkommen hervorbringen können.

Ebenso kann eine Art verschiedene Gruppen umfassen, die - obwohl sie äußerlich praktisch nicht zu unterscheiden sind - keine Nachkommen zeugen können. Da eine Art als Fortpflanzungsgemeinschaft definiert ist, werden diese beiden Gruppen als zwei Zwillingsarten (Kryptospecies) angesehen. Zumindest auf die Art A.parthenogenetica trifft dies zu. Aus wie vielen Zwillingsarten sie besteht und wie es sich mit den anderen Arten verhält ist derzeit nicht abschließend geklärt.

Die verschiedenen Arten der Gattung Artemia leben in salzhaltigen Binnenseen (nicht im Meer). In der Regel ist dabei der Salzgehalt des Seen so hoch daß sich eine "normale", artenreiche Lebensgemeinschaft nicht bilden kann (über 70 g /L). Damit fallen auch viele Fressfeinde wie Fische weg. Die bekanntesten Fressfeinde stellen die Flamingos dar, die den Krebschen auch die rote Färbung ihres Gefieders verdanken. (Werden Flamingos z.B. im Zoo mit Ersatzfutter gefüttert bleiben sie weiß.)

Mit einem Konzept aus drei klaren Überlebensvorteilen hat sich der Salinenkrebs für Jahrmillionen in der Evolution behaupten können:
  • Eine Salztoleranz bei der keine Fressfeinde mehr auftreten, jedenfalls nicht im Wasser
  • Die Fähigkeit, Trockenzeiten in einem Dauerstadium zu überleben
  • Die Fähigkeit, bei Sauerstoffarmut geeignete effektive Sauerstoffträger im Körper zu bilden


Da für seine Weiterverbreitung dem Artemiakrebs weder das Meer noch fließendes (Süß-)wasser zur Verfügung stehen, bleiben als einziges Transportmittel das Gefieder von Wasservögeln, das die Nauplien über weite Strecken verfrachten kann. Die Verbreitung von Artemia ist diskontinuierlich, nicht alle Salzseen, die als Lebensraum dienen können, werden genutzt. Geeignete Salzseen, die eben nicht von Wasservögeln angeflogen werden sind in der Regel auch nicht von Artemia besiedelt.





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Körperbau



Erwachsene Artemia verfügen über einen stark gegliederten Körperbau, bei dem die verschiedenen Teile gut sichtbar sind. Erwachsene Männchen und Weibchen sind problemslos zu unterscheiden (Sexualdimorphismus), das Paarungsverhalten ist gut sichtbar. Artemia ist ein lebhafter, unermüdlicher Schwimmer. Das sind wohl auch die Gründe, warum Artemia seit Jahrzehnten nicht nur in Kinder- und Jugendzimmern seinen Platz als Haustier hält.



Körper




Artemia. Körperbau.
Artemia. Körperabschnitte. Weibchen



Ein erwachsener Artemiakrebs besteht aus Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib, der in einer beborsteten Schwanzgabelung (Furca) ausläuft. Die Gesamtlänge beträt etwa 1,5 cm, wobei der Wert je nach Salzgehalt, Umgebungstemperatur und natürlich artspezifisch schwankt. Die elf Paar Beine sind flach und blattartig geformt, innen wie außen sitzen auf ihnen blattartige Konstruktionen (Endopoditen / Exopoditen), die Sauerstoffaufnahme betreiben, während die Spitzen der Beine für die Fortbewegung sorgen. Zahllose Borsten und feine Haare an den Beinen filtern Nahrungspartikel aus dem Wasser, wobei feine gitterartige Konstruktionen die Nahrungspartikel von einem Bein zum nächsten weitergeben. Schliesslich werden sie entlang einer Mittelrinne zum Kopf zur Nahrungsaufnahme transportiert. Mandibeln zerkleinern die Nahrung bevor sie über die Mundöffnung aufgenommen werden.

Hinter dem letzten Beinpaar liegen bei beiden Geschlechtern die Fortpflanzungsorgane.


Artemia. Körperbau.
Artemia. Körperbau. Weibchen



Entlang der Körpermitte verläuft geradlinig ein einfacher Verdauungskanal, der Nahrung verwertet und die Abfallprodukte am Körperende in die Umgebung wieder entlässt. Die Verdauungsprodukte werden dabei von einer Schleimschicht zu länglichen Paketen geformt, damit sie nicht versehentlich noch einmal von den Beinen eingefangen werden.

Der Kopf trägt beim erwachsenen Artemiakrebs zwei Paar Antennen und drei Augen: Zwei Komplexaugen, die (wie bei Insekten) aus vielen Einzelaugen zusammengesetzt sind und links und rechts an Stielen am Kopf sitzen; mit ihrer Hilfe kann Artemia die Richtung des einfallenden Lichtes und wohl auch grobe Umrisse erkennen. Das Wahrnehmungsvermögen von Artemia ist allerdings sehr beschränkt. Mittig an der Körpervorderseite sitzt ein punktförmigen Auge, über das bereits der frisch geschlüpfte Nauplius verfügt und das sich bis zum Erwachsenenstadium hält (Medianauge, Ocellus). Mit ihm läßt sich nur dir Richtung des einfallenden Lichtes wahrnehmen.





Artemia, Nauplius. Körperbau.
Artemia. Körperbau eines Nauplius.



Artemia besitzt bereits als frisch geschlüpfter Nauplius ein einfaches Auge an der Stirnseite, mit dem er sich aktiv zum Licht hin orientiert. Während der Entwicklung zum Erwachsenenalter bleibt das erste Antennenpaar erhalten. Beim Männchen entwickeln sich aus dem zweiten Antennenpaar des Nauplius die späteren Greifwerkzeuge, mit denen es als Erwachsener das Weibchen beim Geschlechtsakt festhält. Beim Weibchen bleiben sie in Bau und Größe vergleichbar mit dem ersten Antennenpaar. Die Mandibeln wandeln sich bei beiden Geschlechtern zu eng am Kopf anliegenden Kau- und Fresswerkzeugen um.



Kopf und Fressapparat




Artemia. Fressapparat.



Am Kopf des erwachsenen Artemiakrebses sitzen das erste Paar Antennen, die wie Insektenfühler nach vorne-oben gerichtet sind, die etwas nach vorne-unten herabhängenden zweiten Antennen, das mittig sitzende Medianauge und ein Paar seitlich auf Stielen sitzende Komplexaugen.

Die Fresswerkzeuge werden in erster Linie von den kräftigen Mandibeln gebildet. Sie setzen etwas rückversetzt paarig am "Hinterkopf" an und knicken L-förmig zur Körpermittelachse, so dass sie an der Mundöffnung aufeinandertreffen und mittels einer gehärteten Oberfläche eine Reibevorrichtung bilden. Ihnen aufgesetzt ist das fast durchsichtige Labrum, eine stark vergrößerte Oberlippe, das dafür sorgt dass die Nahrungspartikel während der Zerkleinerung durch die Mandibel nicht ins Umgebungswasser zurückgespült werden.

An der Körperunterseite befinden sich rückversetzt zu den Mandibeln die Maxillen, die ebenso eine Rolle beim Zerkleinen der Nahrung spielen.

Die Mundöffnung liegt unter der Reibefläche der Mandibel. Hat die zerkleinerte Nahrung sie passiert landet sie im Magen, dem zwei Mitteldarmdivertikel angeschlossen sind. (Diesen Begriff habe ich aus der englischen Literatur entlehnt- ein deutsches Wort für dieses Organ existiert meines Wissens nicht. Ebensowenig ist seine Funktion bekannt, wenn auch entsprechende Organe von anderen Krebstieren wie Daphnia bekannt sind.) Bemerkenswerterweise liegen diese beiden sackartigen Ausstülpungen in Kopfrichtung, so dass sich ihr Hauptvolumen zwischen den Augen befindet, so dass man an der Stelle, wo man bei anderen Lebewesen das Gehirn vermutet bei Artemia einen Blinddarm vorfindet.

Eine weiter von außen sichtbare Erhöhung am Artemiakörper hinter den Mandibeln stellt die Verdauungsdrüse dar. Vermutlich markiert sie den Übergang des Magens in den Darm dar.

Um diese anatomischen Details darzustellen reicht ein einzelnes Foto nicht aus - allein wegen der schmalen Tiefenschärfe. Ich habe daher mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven zusammengestellt, die insgesamt eine schlüssige Vorstellung vom Aufbau des Artemia-Kopfes vermitteln sollen.





Artemia. Fressapparat.
Kopf, von unten: Über der Mundöffnung stoßen die Mandibel zusammen und bilden eine Reibefläche. Das Labrum hält das Umbgebungswasser ab.






Artemia. Fressapparat.
Von unten: Das Labrum ist hier beschädigt und gewährt einen direkten Blick auf die Reibevorrichtung. Während des Schwimmens bewegen sich die beiden Mandibel genauso unablässig wie die Schwimmbeine, allerdings etwas irregulär und asynchron gegeneinander und längs zueinander.






Artemia. Fressapparat.
Kopf seitlich: Gut sichtbar wird nun das auf der Reibefläche aufliegende Labrum, ebenso die Verdauungsdrüse. Ebenso erkennbar bereits die beiden Ausstülpung des Verdauungskanals nach vorne.






Artemia. Fressapparat.
Hier wurde Artemia im Farbstoff Anilinblau einige Zeit schwimmen lassen. Als unspezifischer Filtrierer hat Artemia ihn verkostet und sich den Verdauungstrakt blauviolett eingefärbt.






Artemia. Mandibel.
Blick auf die Mandibel im Durchlichtmikroskop: Erkennbar sind drei besondere Schichten, die gegeneinander arbeiten. Ebenso sichtbar: Maxillen.






Artemia. Mandibel.
Blick auf die Mandibel im Durchlichtmikroskop, stärkere Vergrößerung.







Artemia. Auge am adulten Tier.
Komplexauge
Da der Salzgehalt im Körperinneren von Artemia deutlich niedriger ist als sein Lebensraum Salzwasser, benötigt Artemia ein hocheffizientes System, um das eingedrungene Salzwasser im Körper zu konzentrieren und als konzentrierte Salzlösung wieder auszuscheiden, um den Salzgehalt innerhalb Körper konstant zu halten (Osmoseregulation). Das bewerkstelligen die ersten zehn Beinpaare. Je nach Salzgehalt muss Artemia bis zu einem Drittel des Gesamtenergieumsatzes dafür aufwenden. Bei Nauplien wird die Osmoseregulationdurch ein Organ am Hals bewerkstelligt. Sobald die Entwicklung soweit vorangeschritten ist dass Blattfüße diese Funktion übernehmen können, degeneriert dieses Organ.

Artemia sind "Rückkehrer" ins Salzwasser, ihre Vorfahren lebten im Süßwasser. Sie sind daher in ihrem Körperinneren nicht salzhaltiger als anderes Lebendfutter, das im Süßwasser herangezüchtet wurde. (Kurzes Spülen der Tiere vor dem Verfüttern ist allerdings sicher nicht falsch.)

Artemia. Furca.
Furca (Schwanzgabel)
mit After
Die unterschiedliche Färbung rührt in erster Linie von den Eigenschaften des Wassers her - hohe Salzkonzentrationen, verbunden mit niedrigen Sauerstoffkonzentrationenen führen zur Bildung einer sehr effektiven Hämoglobinvariante. (Sauerstoff ist in salzhaltigerem Wasser deutlich schlechter löslich.) Ebenso leben im sehr salzigem Wasser vor allem Algen, die selbst rote Pigmente aufweisen (z.B. Dunaliella sp.): Die Artemia sind nicht mehr weisslich oder bräunlich, sondern bekommen einen Rotstich. Die nicht-roten Artemia sollten einen etwas höheren Nährwert aufweisen, da ihre energetische Gesamtbilanz nicht durch die aufwendige Osmoseregulation belastet ist; andererseits können die Pigmente der roten Algen (Beta-Carotine), die mit den Artemia verfüttert werden, zu einer intensiveren Ausfärbung der Zierfische beitragen.

Artemia. Spaltbein.
Fächerartiges Spaltbein
Ebenso bewirkt eine höhere Salzkonzentration eine frührere Geschlechtsreife bei einem kleineren Körper und weniger Körpersegmenten. Steigende Salzkonzentrationen sind im natürlichen Umfeld ein Zeichen für das kommende Ende der günstigen Jahreszeit - wer jetzt noch einige Eier legen will muss sich beeilen.

Die arttypischen Körperlängen der verschiedenen Artemiaarten sind daher schwierig anzugeben; A. salina sollte mit über 1,5 cm Länge die größte sein, A parthenogenetica mit knapp 1 cm das Schlußlicht bilden.

Artemia verfügt in den Körperzellen über einen doppelten (diploiden) Chromosomensatz. Die Anzahl der Chromosomen ist dabei überraschend hoch: Artemia Salina verfügt über 2n = 168 Chromosomen. Parthenogenetische Populationen verfü:gen mitunter über einen dreifachen, vierfachen oder fünffachen (tri- tetra- und pentaploiden) Chromosomensatz. Da bei gleichem Erbgut die Merkmale differieren, ist Artemia in der Genetik praktisch unwichtig. Eine Sequenzierung ist bislang meines Wissens nicht erfolgt.




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Lebensweise und Vermehrung



Verhalten
Artemia. Ausscheidungen.
Kotschnüre
Artemia ernährt sich als unspezifischer Filterierer von Algen, Bakterien und organischen Partikeln sofern sie die geeignete Größe von 1 bis 10 Mikrometern aufweisen. Sie werden mit den Blattbeinen eingefangen und entlang einer Rinne an der Mitte der Körperunterseite nach vorne zum Mund befördert wo sie zerkleinert und gefressen werden. (Artemia frisst keine größeren Tiere und vergreift sich weder an Artgenossen oder am Nachwuchs.)

Die Beine bewegen sich dabei zeitlich leicht versetzt; dadurch entsteht eine Wellenbewegung die beim letzten Beinpaar beginnt und nach vorne läuft. Durch den leichten Versatz zwischen den einzelnen Beinbewegungen wird die Weitergabe der Nahrungspartikeln von Bein zu Bein und der Transport nach vorne zur Mundöffnung bewerkstelligt indem Borsten im geeigneten Moment ineinandergreifen und die Nahrung vom hinteren Bein übernehmen.

Artemia. Fresswerkzeuge am adulten Tier.
Mundwerkzeuge
Artemia ist nicht dazu in der Lage zwischen verdaulichen und nichtverdaulichen Partikeln zu unterscheiden.

Ausscheidungen werden mit einer Schleimschicht verpackt und portionsweise ausgeschieden. Mitunter werden Schnüre von Ausscheidungen nachgezogen, die ein mehrfaches der Körperläng messen. Das ist kein Krankheitssymtom, sondern - in meinen Augen - ein Zeichen für eine ausgezeichnete Nahrungsversorgung.

Artemia. Blattbeine.
Blattbeine.
Da Artemia nur über eine mäßige Verdauungseffizienz verfügt, ist in freier Natur oft zu beobachten, wie etwa nach dem Abebben einer Algenblüte die Artemia am Gewässerboden die eigenen sedimentierten, nur halb verwerteten Ausscheidungen durchwühlt und ein weiteres Mal zu sich nimmt und verdaut.

Oft durchschwimmt Artemia seine Umgebung mit der Unterseite nach oben, also auf dem Rücken liegend. Dieser negative Lichtrückenreflex sorgt dafür dass gerade die obersten wenigen Millimeter dicht unterhalb der Wasseroberfläche, die besonders viele Mikroorganismen enthalten, bevorzugt abgeweidet werden.

Artemia gedeiht in einem weiten Temperaturbereich von 18°C bis 28°C, wobei das Optimum etwa bei 22°C bis 25°C liegen dürfte. Der pH-Wert liegt günstig bei pH 6,5 bis pH 8, im Laufe der Kultur sinkt der Wert für gewöhnlich aufgrund der Denitirifikationsprozesse etwas ab. Um größere Schwankungen des pH-Werts zu vermeiden ist daher eine relativ hohe Wasserhärte wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Eine verstärkte Rotfärbung setzt etwa ab einem Salzgehalt von 5% ein, wobei Färbungen recht subjektiv eingeschätzt werden.

Artemia scheint außerden weitgehend unempfindlich zu sein gegenüber einem schnellem Wechsel des Salzgehaltes.


Lebenszyklus
Das Leben eines Artemiakrebses beginnt entweder im Brutsack seiner Mutter, wo sie ihn lebendgebärend zur Welt bringt oder als Dauerei, aus dem er nach einer Ruhephase schlüpft. Dabei platzt das Ei an einer Stelle auf und durch den Riss schiebt sich der Pränauplius ins Freie, wo er noch wenige Stunden am leeren Ei hängen bleibt. Da die Eihülle etwas leichter ist als der Pränauplius erscheint das im Becken bei ruhigem Wasser wie eine Schar zahlloser kleiner Eieruhren, die im Wasser schweben (Schirmstadium). Schließlich löst er sich und zappelt seinem kurzen Leben entgegen.

Artemia wachsen wie alle Krebstiere indem sie sich häuten. Die verschiedenen Stadien werden dabei als Instar bezeichnet, beginnend bei Instar I für den frisch von Ei abgelösten Nauplius. Bis zu 18 Häutungen benötigt ein junger Nauplius um das erwachsen adulte (erwachsene) Stadium und damit die Geschlechtsreife zu erreichen. Dafür benötigt er bei 20°C etwa 5 Wochen, bei 28°C etwa noch die Hälfte der Zeit.





Artemia. Sexualdimorphismus.
Sexualdimorphismus.
Männchen (fixiert) links.
Sobald junge Artemia das Erwachsenenstadium erreicht haben sind Männchen und Weibchen deutlich von einander zu unterscheiden. (Am Nauplius ist kein Unterscheidungsmerkmal auszumachen, auch nicht bei mikroskopischer Betrachtung.) Das Männchen verfügt über ein geradezu monströs großes Greifwerkzeig, das sich aus dem zweiten Antennenpaar gebildet hat. Beim Schwimmen wird es bauchseitig eingeklappt. (Nach Jansson 1995 ist dieses Greifwerkzeug bereits nach der zehnten Häutung erkennbar, also deutlich vor der Geschlechtsreife.)

Zur Begattung umklammert das Männchen mit seiner Hilfe das Weibchen und läßt sich huckepack durchs Wasser ziehen. Solche Umklammerungen können viele Stunden dauern. Die eigentliche Begattung dauert nur wenige Augenblicke. Dabei krümmt sich das Männchen mit den Hinterleib nach vorne, um zumindest einen des paarig vorhandenen ausstülpbaren Penis in die Geschlechtsöffnung des Weibchens einzuführen. Erst nach erfolgter Begattung läßt es von ihr ab.

Männchen und Weibchen sind weder monogam und bei der Partnerwahl auch nicht besonders wählerisch oder zimperlich. Mitunter klammern sich zwei Männchen an ein Weibchen, jeder an einer Seite, oder ein Männchen, das das gewünschte Weibchen nicht zu fassen kriegt weil bereits ein anderes Männchen an ihr klammert, schnappt sich kurzerhand eben diesen männlichen Part des Pärchens und läßt sich als Dritter im Bunde durchs Wasser ziehen. - Fast erinnert dieses friedliche und spielerische Treiben im Becken ein bisschen an eine Hippiekommune aus leider vergangenen Zeiten.

Artemia. Männchen.
Artemia Männchen
Weibchen verfügen über einen paarig vorhandenen Eierstock, der parallel entlang der Körpermittelachse beidseitig neben dem Verdauungskanal verläuft und in den Eiersack mündet, der sich gut sichtbar hinter dem letzten Beinpaar befindet. Dort werden die befruchteten Eier während ihrer Reifung geschützt gelagert. Zwei Muskelstränge im Eiersack sorgen mit rhythmischen abwechselnden Bewegungen für genug Sauerstoff.

Artemia. Paarung.
Artemia. Paarung
Üblicherweise produziert ein Weibchen anfangs dünnschalige, dotterarme Eier (Subitaneier), die bereits im Eisack schlüpfen und als freischwimmende Nauplien den Mutterleib verlassen (Viviparie - Lebendgeburt). Diese Eier dienen der schnellen Vermehrung unter günstigen Lebensbedingungen, in freier Natur ist das meist der Frühling und der Frühsommer.

Artemia. Eisack, Eier.
Eisack oder Bruttasche.
Bei ungünstigen Umweltbedingungen (knapper Sauerstoff, sinkende Temperaturen und vor allem erhöhter Salzgehalt - oder auch spontan nach einigen Generationen an Subitaneiern) schaltet das Artemiaweibchen um und produziert hartschalige Dauereier.

Dabei stoppt der Embryo seine Entwicklung im Gastrulastadium (etwa 4000 Zellen) und beginnt eine Ruhephase (Anabiose). Dazu wird er von Drüsenzellen im Eisack mit einer Schutzschicht ummantelt. Jede Art von Artemia und jedes einzelne Artemiaweibchen ist in der Lage, sich sowohl lebendgebärend als auch über Dauereier zu vermehren.

Ein gut genährtes Weibchen schafft als biologisches Maximum alle 4 Tage etwa 300 Eier oder Dauereier - auch wenn die tatsächliche Zahl deutlich darunter liegt ist das dennoch eine eindrucksvolle Vermehrungsrate. Mitunter ist am Eisack des Weibchens eine dunkleres Gewebe und eine etwas opalisierende Schicht zu beobachten - meiner Meinung nach ein guter Hinweis darauf dass sich nun Dauereier bilden.

Artemia. Männliches Gebattungsorgan, paarig.
Männliches
Begattungsorgan.
Artemia, die aus Dauereiern schlüpfen unterscheiden sich nicht von anderen Individuen gleicher Art, die von einem lebendgebärendem Muttertier zur Welt gebracht wurden.

Bei den Parthenogenetischen Populationen entstehen keine Männchen, hier bringen die Mütter stets Töchter zur Welt - vermutlich seit Millionen von Jahren. Dieser Fortpflanzungstyp ist artspezifisch, d.h. Populationen die sich sexuell fortpflanzen schalten nicht um auf Parthenogenese oder umgekehrt, sondern bleiben bei ihrem Vermehrungstyp.

Bei einem Salzgehalt von 3,5 % und Zimmertemperatur (21°C) beträgt die Lebenserwartung eines Artemia-Krebses etwa 8 bis 10 Wochen. Höhere Temperaturen oder Salzgehalte reduzieren die Lebenserwartung.




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Die Zucht im Hausgebrauch - Methoden



Das Erbrüten von Artemia ist denkbar einfach. Eine Portion Cysten wird in Salzwasser gebracht. Einige Male umrühren oder schütteln um den Kontakt mit dem Umgebungswasser sicherzustellen. 36 Stunden (bei ca 28 °C) bis 48 Stunden (bei ca. 20 °C) später sind kleine Artemianauplien geschlüpft. Nicht alle schlüpfen gleichzeitig - zwischen den ersten Nauplien und den Nachzüglern können schon mal 10 Stunden liegen.

Der Salzgehalt wird als optimal bei 3,5% oder 3,6% angegeben (d.h. 35 / 36 Gramm Salz auf 1 Liter Wasser) wobei eine gute Näherung ausreicht. (Zwischen 3% und 4% ist kein Unterschied zu bemerken.) Das Salz sollte Meersalz sein - Zusätze wie Jod, Fluor oder vor allem Rieselhilfen stehen im Verdacht, die Schlupfquote zu beeinträchtigen oder die Nauplien zu schädigen. Der Nachweis ist natürlich schwierig - man müsste abertausende Nauplien abzählen, das tut sich keiner an.

Licht spielt meiner Erfahrung nach keine Rolle, solange nicht direkte Sonne das Wasser zu sehr aufwärmt.

Hängen die Cysten anfangs noch an der Wasseroberfläche saugen sie sich bald mit Wasser voll und sinken ab. Die leeren Eihüllen steigen meist wieder hoch bis unter die Wasseroberfläche.

Beim Reinigen der Brutgeräte ist von Spülmitteln abzuraten, da auch geringe Reste die Oberflächenspannung des Wassers verändern und den Nauplien zu schaffen machen. Etwas Essigessenz oder auch nur ein starker Strahl aus dem Hahn genügen.

Um Artemia in einer Menge schlüpfen zu lassen, wie das bei Hobbyaquarianern üblich ist, bieten sich mehrere Möglichkeiten:

Artemiaschale
Artemiaschale.
Artemiaschale. Der Deckel
kommt noch drauf.
Für kleinere Mengen an Artemia (ca 3 - 5 Messerspitzen) ist die Artemiaschale ein ausgezeichnetes Brutgerät. Man macht sich hierbei den Umstand zunutze dass die Nauplien stets dem Licht entgegenschwimmen (positive Phototaxis). Dabei wird Salzwasser in die Schale bis zur Markierung eingefüllt. Auf zwei konzentrischen Ringen sitzt nun ein Doppelring auf, der zwei Mal die Wasseroberfläche durchbricht. Bodenringe und aufsitzende Ringe überschneiden sich in der Höhe.

Nun wird ein Deckel aufgesetzt, der die Schale mit Ausnahme ihrer Mitte abdunkelt. Die Cysten werden in den äußeren Bereich ins Wasser eingebracht. Für passive Objekte wie Cysten die stets oben oder unten schwimmen oder auch nur langsam absinken ist diese Barriere wirksam. Aktive Schwimmer, die das Licht suchen wie frisch geschlüpfte Artemianauplien das tun, rudern solange bis sie sich in der Mitte der Schale befinden. Von dort können sie bequem mit einem kleinen Sieb entnommen werden.

Mag der Trick mit der Lichtanziehung sich anfangs etwas gewagt und spitzfindig anhören - er funktioniert ausgezeichnet um die jungen Artemia von ihren leeren Eischalen zu trennen. Tatsächlich ist es die einzige Methode die ich kenne mit der das zu einhundert Prozent gelingt.

Eine ausführliche Galerie zur Artemiaschale gibt es hier.

Im belüfteten Behälter
Artemia. Flasche mit Luftheber.
Flasche, Kulturgerät,
Membranpumpe
Eine leere, gut gespülte Flasche ist dafür gut geeignet. In diese Flasche wird nun mittles einer Luftpumpe Luft eingeleitet, die ohne Ausströmer grobperlig möglichst am tiefsten Punkt der Flasche austritt und den Brutansatz dauerhaft kräftig durchmischt. Keinen Ausströmer benutzen, da an ihm die Artemia hängen bleiben und sterben.

Artemia. Aquabreed 1000 Kulturgerät.
Artemia Aquabreed 1000.
Die Luftzufuhr dient dabei nur der mechanischen Verwirbelung der Tiere. Würde man sie abstellen, so würden sie sich die geschlüpften Tiere verhaken, sich zu einer watteartigen Masse verheddern und sterben. Dadurch lassen sich schlicht mehr Tiere pro Liter ausbrüten. Mit dem Schlupf selbst hat die Luftzufuhr nichts zu tun, man könnte im Prinzip auch einen langsamdrehenden kleinen Propeller unter Wasser positionieren.

Der Aufsatz auf die hier gezeigte Weinflasche nennt sich etwas großspurig Artemia-Kulturgerät, besteht aber lediglich aus einem passgenauen Verschluss, der wie ein Korken die Flasche abdichtet und der von zwei Plastikröhrchen durchbrochen ist. Das reduziert zum einen deutlich die Blubbergeräusche, zum anderen lassen sich mehrere Flaschen hintereinander schalten. (Bei drei Flaschen ist bei meiner Pumpe allerdings Schluss.) Die Blubbergeräusche lassen sich weiter reduzieren wenn man die Flasche in einen Schuh reinstellt. Außerdem steht die Flasche dann etwas schief, so dass sicher keine Eier am Flaschenboden liegenbleiben.

Für diese Methode gibt es in zahlreichen Varianten Produkte, vor allem Flaschen, die auf dem Kopf stehen und am unteren Ende einen Ablasshahn besitzen. Angeblich führen auch verschiedene Tricks an den Flaschen dazu, dass die Nauplien entnommen werden, während die Eihüllen in der Flasche verbleiben.

Die Trennung von Nauplien und Eihüllen kann innerhalb einer solchen Flasche nicht gelingen, da zwar viele Eihüllen oben schwimmen aber eben nicht alle und auch die Nauplien sich mit Licht in eine Ecke locken lassen, dort aber dann auch nur viele und ganz sicher nicht alle Nauplien sind - kurzum: Eine saubere Trennung von Nauplien und Hüllen gelingt bei mir nur in der Artemiaschale.

Dazu wird nach dem Schlupf der Inhalt der Flasche in den äußeren Ring der Schale befüllt, ohne den innersten Bereich der Schale zu überfluten. In diesen wird nun langsam klares Wasser eingefüllt, bis die Füllhöhe die Sollmarkierung erreicht. Dabei fließt das Wasser leicht von innen nach aussen und sorgt dafür dass keine Eier oder Nauplien in das Zentrum der Schale einwirbeln. Zur Trennung tuts auch Leitungswasser. Nach einer halben Stunde sind die Nauplien in der Mitte entnahmebereit.

Der Nauplistar
Der Nauplistar ist eine Dauerbrutstation, die sich ständig im Aquarium befindet und dort kontinuierlich frisch geschlüpfte Artemianauplien in das Aquarienwasser abgibt. Die Artemia schlüpfen in seinem Inneren in Salzwasser; da dieses schwerer ist als Süßwasser bildet sich durch seine Bauweise eine Grenzschicht aus, so dass kein Salzwasser ins Aquarium gelangt. Die Nauplien schwimmen - von der Aquarienbeleuchtung angezogen - durch die Grenzschicht hindurch aus dem Nauplistar hinaus ins Becken. Die Eihüllen verbleiben im Nauplistar und müssen gelegentlich entfernt werden. Frische Eier werden durch eine Öffnung an seiner Oberseite nachgefüllt. Damit verbindet der Nauplistar einen wartungsarmen Nachschub mit einer kontinuierlichen Futterversorgung der Fische.

Ich habe den Nauplistar selbst nicht ausprobiert, die Resonanz ist aber allgemein sehr gut, mit Ausnahme von Becken, in denen eine so starke Strömung herrscht dass die Grenzschicht unstabil bleibt. Ein erklärendes Video gibt es hier.

Artemia-Reaktor
Dabei befinden sich Nähralgen und Nauplien im gleichen Aquarium, allerdings sind die Nauplien mit einem feinen Filter auf eine Seite des Beckens begrenzt. Eine luftbetriebene Wasserpumpe (Luftheber) transportiert von der anderen Seite Schwebealgen in die Artemia-Hälfte und sorgt für Durchmischung. Ich sehe keinen direkten Vorteil - abgesehen von einer Platzersparnis. Gibt es mindestens seit 10 Jahren, hat allerdings wohl auch wegen des Preises nicht sonderlich viele Freunde gefunden. Hier ein engagierter Versuch dazu.

Extensiver Daueransatz
Eine Sonderform zur Zucht von erwachsenen Artemia. Extensiv heißt hier: Ein Behälter mit nahezu keiner Technik und nahezu keinem Pflegeaufwand. Meist realisiert man das in Form einer im Garten stehenden Badewasse, eines alten 250-Liter-Beckens im Keller oder ähnlichem. Ein Artemia-Ansatz zu Beginn bzw. im Frühjahr startet die Kultur. Die Sonne sorgt für den Algenwuchs, die Artemia vermehren sich; je nach Größe des alten Beckens oder der Besonnung der Gartenwanne kann man mehr oder weniger große Mengen an Artemia regelmäßig herauskeschern.

Ob sich in diesem Behälter salzliebende Algen von selbst einfinden oder nicht ist schwer zu sagen - besser hilft man selbst ein wenig nach, Salzwasseralgen sind im Handel erhältlich. (Ein Test, der mehrere Monate bei mir auf dem Balkon lief brachte keinen natürlichen Anflug von Meeresalgen - immerhin wohne ich viele hundert Kilometer von der nächsten Küste entfernt.)

Immer wieder berichten Aquarianer über erstaunliche Erfolge mit dieser Methode, die hier keineswegs in Abrede gestellt werden sollen.

Einzig der Umstand, dass viele Leute keine übrige Badewanne und auch kein übriges 250-Liter-Becken in ihrem Keller rumstehen haben zwingt diese Methode in ein Nischendasein. Eine anschauliche Galerie zu diesem Thema gibt es hier.




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Nährwert als Fischfutter - Anreicherung



Artemia stellt hinsichtlich seiner Zusammensetzung an Fett, Kohlenhydrate und Protein ein geradezu optimales Futter speziell für Jungfische dar. Sowohl die zappelnde Bewegung der jungen Nauplien, also auch ihre relative Langsamkeit in Wasser machen sie zueinem hervorragenden Lebendfutter. Unzuträgliche, schwer verdauliche Gewebe und Strukturen wie Kollagene, Chitin. etc sind praktisch nicht vorhanden. Ein Proteinanteil von über 50 % bein frisch geschlüpften Nauplius macht Artemia zu einem wahren Aufbaufutter.

Der Nährwert von Artemia ist am höchsten unmittelbar nach dem Schlupf. Nach dem Schlupf durchlebt der Nauplius 36 bis 48 Stunden,in der der junge Krebs noch keine Nahrung aufnehmen kann und daher vom körpereigenen Dotter zehrt. Je länger er davon zehrt, desto weniger bleibt davon übrig für den Fisch der ihn frisst. Das heißt sicher nicht, dass Artemia 36 Stunden nach dem Schlupf jeden Nährwert verloren hätte - Muskelmasse und Lipide sind ja zweifellos noch vorhanden, sonst wäre der Krebs schon gestorben. Der Zeitpunkt unmittelbar nach dem Schlupf ist nur ein Optimum, nicht der einzig mögliche.

Nach diesem Minimum, mit dem Einsetzen der Nahrungsaufnahme steigt der Nährwert wieder, in Abhängigkeit von der Ernährung.

Nährwert und Zusammensetzung von frisch geschlüpften Artemia sp. wird in der industriellen Fischzucht laufend und mit großer Genauigkeit gemessen. Hier nur eine grobe Handreichung um welche Werte die Messergebnisse pendeln.


Bestandteil Wert
Protein 50%
Fett 20%
Rohfaser 2%
Rohasche (unverdaulich) 6%
Wasser 8%


Da Artemia als unspezifischer Filtrierer sämtliche Objekte seinem Verdauungsapparat zuführt, die eine geeignete Größe aufweisen, ist dieses Fischnährtier gut geeignet um als Container seinen Beutemachern gezielt Stoffe zuzuführen. Die Bandbreite reicht dabei von Vitaminen, besonderen Nährstoffen, die etwa eine bestimmte Fischlarve in besonders großer Menge benötigt um zu gedeihen, bis hin zu Antibiotika, die man auf Trägerstoffe geeigneter Partikelgröße aufbringt. Artemia nehmen diese Stoffe auf indem man sie darin schwimmen läßt; beim Verfüttern bleibt das Wasser in dem die Fischlarven sich befinden praktisch unbelastet. Die Zugabe dieser Stoffe ist damit sehr effizient - und deutlich billiger. (Der Afrikanische Raubwels, Clarias gariepinus, "Meerval", Jahresproduktion 1993 ca. 90 000 t, gedeiht deutlich besser mit der Zugabe von Vitamin C per Artemianauplien.)

Im Hobbybereich sind solche Techniken wenig praktiziert, ich kenne sie nur von Meerwasser-Enthusiasten, die sich an eigenen Nachzuchten versuchen. Sie erfordern große Aufwendung in Forschung, die nur die kommerzielle Fischzucht leisten kann. Diese wiederum läßt sich wohl kaum so einfach in die Karten schauen. Vermutlich spielen auch Patente eine Rolle.

Die Firma INVE stellt Anreicherungsprodukte wie Prolon oder Culture selco u.a. her, die auch für den privaten Gebrauch bestimmt sind. Ebenso die Firma Tropic Marin ("Lipofit"). Die Methoden der Anreicherung sind unterschiedlich und es gibt keine allgemeinverbindliche Rezepte, sondern Meinungen. Falls die Artemia bereits zu fressen begonnen haben, kann man sie in verdünntem Anreicherungsmedium schwimmen lassen, vorher ist man darauf angewiesen dass die gewünschten Stoffe durch Diffusion o.ä. in den Körper übergehen. Dazu werden - einer Meinung nach - die Nauplien am besten ohne Wasser im Kühlschrank auf ein Artemiasieb aufgebracht und mit der Anreicherungslösung wenige Stunden betröpfelt. Am besten informiert man sich in einem Meerwasserforum über den aktuellen Stand der Dinge.

Artemia ist auch als Frostfutter erhältlich. Frostfutter hält auch gefrostet nicht ewig und verdirbt -einmal aufgetaut - besonders schnell. Davon abgesehen sind auch erwachsene Artemia hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung ein ausgezeichnetes Futter mit hohem Protein- und mäßigem Fettanteil. Aufgrund ihrer Zucht in Salzwasser besteht keine Gefahr, sich irgendwelche Parasiten oder Krankheiten ins Aquarium zu schleppen, da der Wechsel von Salzwasser zu Süßwasser (oder umgekehrt) die allermeisten Lebewesen abtötet. (In der ganzen Biologie sind kaum eine Handvoll Organismen bekannt die das schaffen, unter ihnen der Lachs, der als Meeresbewohner die großen Flüsse hochwandert um zu laichen - und dann zu sterben.)




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Vom Ei bis zum adulten Tier - Aufzucht



Die Methode
Stellt das Ausbrüten von Artemia im Grunde kein großes Problem dar, so sieht man sich bei dem Vorhaben, die jungen Artemia bis ins Erwachsenenalter durchzufüttern großen Schwierigkeiten gegenüber. Zahlreiche Rezepte kursieren im Internet, die verdächtig ähnlich klingen und die - um das mal ganz klar zu sagen - bei mir allesamt kaum oder gar nicht funktioniert haben.

Folgende Futterarten habe ich ausprobiert:

  • Frischhefe
  • Preis Microplan
  • Liquizell
  • Mikrozell
  • Haferflocken als Bakterienquelle


Artemia. Paarung.
Artemia. Paarung..
Jede Futterart wurde in geringer und in relativ hoher Konzentration angewendet (kaum sichtbare Trübung/ deutliche Trübung). Die kommerzielle Nahrung Liquizell und Mikrozell wurde auch in sehr großer Konzentration getestet - Größenordnungen über der empfohlenen Partikelkonzentration. Um eine Kontamination durch Bakterien auszuschließen wurde zum bei manchen Testläufen das Zuchtwasser vorab in einem herkömmlichen Dampfkochtopf (Sikomatik) bei höchster Stufe 25 Minuten lang abgekocht.

Bei all diesen Futtermethoden erfolgt am vierten oder fünften Tag nach dem Schlupf ein Massensterben, das nur einzelne Tiere oder überhaupt kein Individuum überlebt. Mitunter ist ein Unterschied zu einer Kontrollgruppe aus dem gleichen Schlupf, die gar nicht gefüttert wurde, nicht zu erkennen.

Eine anderer Gedanke war inwieweit die Populationsdichte das Massensterben beeinflusste, d.h. ob die Artemia falls sie zu dicht auftreten sich gegenseitig unbeabsichtigt oder auch absichtlich schaden und zu Tode bringen. Immerhin sind Ressourcen begrenzt, und in einer Umgebung in der ohnehin nur wenige Tiere das adulte, geschlechtsreife Stadium erreichen würden sollten nicht zuviele junge Esser die Ressourcen vorzeitig erschöpfen. Aber ich kenne kein Beispiel von anderen Arten wie z.B. afrikanischen Kaulquappen, wo sich Individuen der gleichen Art gegenseitig dezimieren bevor die Ressourcen sich verknappen.. Und auch im Experiment ließ sich kein Unterschied feststellen hinsichtlich der Überlebensquote zwischen wenigen jungen Nauplien in relativ viel Wasservolumen und einer dicht gedrängten Population.

Eine weitere Überlegung betrifft probiotische Bakterien im Verdauungstrakt der Artemianauplien, die womöglich nötig sind, um Nährstoffe aufzuschließen und verwerten zu können. Eine Portion trockener Cysten, in frisch aufgesalztes Leitungswasser kann diese Organismen nicht enthalten. Daher sollte also einige Tropfen aus einer reifen, alten Kultur von Artemia salina einen Neuansatz animpfen und die Verdauungsfähigkeit der Nauplien, zumal in den ersten Tagen, sicherstellen. Aber auch diese Methode brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Mein Fazit: Diese Methoden sind praktisch unbrauchbar.


Artemiazucht. Behälter.
Nannochloropsis und
ca 500 Nauplien.
Die einzige Methode (die ich kenne) mit der sich einigermaßen zuverlässig junge Artemianauplien großziehen lassen ist die Verfütterung der Meeresalge Nannochloropsis salina. Dabei kann ihre Konzentration im Zuchtwasser wohl kaum zu hoch sein, selbst im dunkelgrünen Wasser fühlen sich die Artemia augenscheinlich wohl.

Artemia. Ausscheidungen.
Artemia. Gefressene Algen nach
ihrer Ausscheidung
Veranschaulicht man sich wie langsam noch die frisch geschlüpften Nauplien durchs Wasser zappeln und wie klein ihr Wirkungsquerschnitt ist, wie klein das pro Stunde von ihnen filtrierte Volumen, so verwundert es mich nicht dass sie bei so geringen Futterkonzentrationen, wie es Hersteller von Artemiafutter vorschreiben ("kaum sichtbare Trübung...") praktisch kaum Futter finden und verhungern. Erhöht man allerdings die Konzentration von kommerziellen Produkten oder Hefe etc. so verpestet es innerhalb kurzer Zeit das Wasser da sie Massen an Bakterien als Nahrungsgrundlage dienen. Man müßte geradezu mehrmals täglich einen Teilwasserwechsel durchführen - das ist schlicht nicht durchführbar.

Diese Alge ist robust, einfach zu züchten und passt perfekt ins Beutespektrum von Artemia. Und sie lebt: Damit verschlechtert sich nicht die Wasserchemie, sondern sie nimmt Ausscheidungen der Nauplien jedenfalls zum Teil als Dünger wieder auf und stabilisiert so die Verhältnisse. Außerdem bringt sie einen weiteren Vorteil: Algen sind die klassischen Lieferanten für hochwertige ungesättigte Fettsäuren, die den Jungfischen zugute kommen. Denjenigen kommerziellen Züchtern, die großtechnisch Mehlpulver, Hefe oder Maispulver verfüttern sei gesagt, dass der Trend zu Bioprodukten auch vor Fischfutterfutter nicht haltmachen wird.

Die Zucht
Cysten sind bei genauer Betrachtung keineswegs kugelförmig, sondern stark eingedellt, z.T. beidseitig. Bringt man sie ins Wasser ein, so quellen sie im Verlauf von wenigen Stunden auf. Etwa nach 36 Stunden bis 48 Stunden bricht die Hülle um den Embryo auf (d.h. die Alveolarschicht und die äußere Kutikula) und der junge Nauplius schiebt sich erst ein wenig, schließlich ganz ins Freie. Noch ist er umhüllt von der transparenten Embryonalkutikula, die an der Eihülle befestigt ist und so hängt er für einige Zeit noch fest kopfüber als Pränauplius an dem leeren Ei (Schirmstadium). Wenige Stunden vergehen bis der regungslose Pränauplius sich zum Instar - I Nauplius entwickelt - und zu zappeln beginnt. Durch die Zappelbewegung reißt die Schlupfhaut auf und entläßt den jungen Instar-I-Nauplius ins Freie.



Artemia. Schlupf.


Artemia. Schlupf.


Artemia. Schlupf.


Artemia beginnen nicht sofort mit der Nahrungsaufnahme. Erst mit Instar II, etwa 10 Stunden nach dem Schlupf, verfügt der Nauplius über funktionsfähige Fresswerkzeuge. Verweigert man ihnen jegliches Futter, überlebt trotzdem eine beträchtliche Anzahl von ihnen die ersten 10 Tage. (Vielleicht nutzen sie auch ihre toten Artgenossen auf die eine oder andere Art.)




24 - 36 h nach Schlupf


Artemianauplius, 24 - 36 h nach Schlupf.


Länge: unter 1mm. Bereits deutlich zu erkennen: Der Körper wird langgestreckter. Die vorderen zwei Drittel des Darms sind sichtbar gefüllt.




11 Tage nach Schlupf


Artemianauplius. 11 Tage nach Schlupf.


Länge: 2,5mm. Das Längenwachstum hält sich in Grenzen. Trotzdem: Neue Segmente kommen hinzu, aus ihnen entwickeln sich die weiteren Beinpaare.




19 Tage nach Schlupf


Artemianauplius. 19 Tage nach Schlupf.


Länge: 3 - 4 mm. Die Anzahl und Länge der Beine hat sich deutlich sichtbar erhöht. Die künftigen Stielaugen sitzen noch eng am Körper.




25 Tage nach Schlupf


Artemianauplius. 25 Tage nach Schlupf.


Länge: 4 - 5 mm. Das junge Tier sieht nahezu fertig aus - nur noch wenige Beinpaare fehlen. Die Beine sind als Blattbeine ausdifferenziert. Allerdings zappelt der Nauplius immer noch ruckartig mit den Vorderbeinen durchs Wasser




28 Tage nach Schlupf


Artemianauplius. 28 Tage nach Schlupf.


Länge: 7 - 8mm. Geradezu über Nacht sind die vorderen Ruderfüße verschwunden, die Augen sitzen halbwegs auf Stielen. Eine Häutung muss dafür ausgereicht haben. Ebenso ist ein dramatischer Wachstumsschub zu verzeichnen. Noch eine Woche und der junge Krebs ist ausgewachsen.








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Artemiabecken



Artemia. Zierbecken.
Artemia: Zierbecken.
Artemia läßt sich praktisch problemlos in einem technikfreien Becken dauerhaft hältern. Lediglich das verdunstete Wassser sollte bei Bedarf durch Süßwasser nachgefüllt werden.

Wen die abgestreiften Reste der Wachstumshäutungen stören, die als kleine watteartige Fussel im Becken treiben. stellt einen kleinen mechanischen Filter ins Becken. Auch diffuses Sonnenlicht (Fensterbank) sorgt für ausreichend Algenwachstum.

Gelegentliches Zufüttern von kleinen Portionen kommerzieller Artemianahrung (Mikrozell etc.) ist eigentlich nicht notwendig, schadet aber auch nicht, solange man nicht übertreibt.

Im rechts abgebildeten Becken wurde eine Gruppe Artemia über acht Monate vollständig sich selbst überlassen. Das Becken selbst ist technikfrei, jegliche Nahrungszufuhr oder Reinigung unterblieb. Der Standort ist einigermaßen hell, aber ohne Sonne (50 cm Abstand zu einem Ostseitenfenster). Vielen Zimmerpflanzen würden unter diesen Lichtverhältnissen kümmern.

Am Ende dieser Zeit waren drei Viertel des Wassers (ersatzlos) verdunstet; die Artemia hatten sich in vielen Generationen gehalten und paarten sich weiterhin. Da durch die Verdunstung der Salzgehalt auf geschätzte 14 Prozent gestiegen war, zeigten sie eine prachtvolle leuchtend rote Färbung. Die Individuenzahl war geringer, die Besatzdichte dürfte aber wohl etwa gleich geblieben sein.



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Artemiacysten und das Dekapsulieren von Artemiacysten



Artemia - die Cyste
Artemia, Weibchen: Geschlechtsöffnung.
Weibchen: Geschlechtsöffnung.
Reifende Eier wandern
in den Eisack.
Genaugenommen handelt es sich bei den Dauereiern von Artemia nicht um Eier im genauen Wortsinn, sondern um ein vielzelligen Embryonalstadium, dessen Entwicklung pausiert. Die biologisch richtige Bezeichnung lautet also Cyste - hier soll aber beides synonym behandelt werden.

Die Dauereier befinden sich in einer Phase des minimalen Stoffwechsels (Anabiose, Scheintod), eine Methode, mit der auch andere einfache Tiere (und Pflanzen) lebensfeindliche Perioden (meist Kälte oder Trockenheit) überdauern. Auch nach jahrelangen Abschluss von Sauerstoff sind Artemiacycten noch schlupffähig, selbst Hitze von 100°C und das Abkühlen auf -270°C übersteht ein Großteil der Eier. Historische Ausgrabungen aus 1400 Jahre alten Schichten lieferten Eier, die sich noch ausbrüten liessen. Erst vor wenigen Jahren ist es gelungen, einen minimalen Stoffwechsel bei Dauereiern nachzuweisen (Dost 2004).

Vermutlich gibt es zwei Typen von Dauereiern: Die einen schlüpfen bei nächster Gelegenheit, ein geringer Prozentsatz läßt allerdings mehrere Gelegenheiten verstreichen, um erst nach mehreren Jahren zu schlüpfen. Das dient der langfristigen Risikostreuung.

Da bei Artemia Preisschwankungen im Weltmarkt die Regel sind, weichen Züchter gerne auf billigere No-Name-Produkte aus. Ein guter Anhaltspunkt, die Qualität dieser No-Name-Eier zu bestimmen ist ihre Gewicht. Dazu wird ermittelt, wie viele Cysten 1 Gramm ergeben; bei 300 000 Cysten oder weniger pro Gramm sollte eine hohe Qualität vorliegen.

Die im Wasser befindlichen, gequollenen Eier sind etwa 230 Mikrometer (0,230 mm) die frisch geschlüpfte Nauplien etwa 470 Mikrometer lang.

Bei bekannterm Gewicht wird die Schlupfquote in Güteklassen eingeteilt. Über 90% Schlupf ergibt die Bestnote AA, darauf folgen A, B, C und D bei unter 60%.

Auch die Größe läßt mitunter Rückschlüsse auf ihre Herkunft und damit womöglich auch auf die genaue Art zu. Da auch andere Eigenschaften wie die Größe des Instar I Nauplius und sein Energiegehalt in enger Abhängigkeit von der Cystengröße variieren, stellt der durchschnittliche Cystendurchmesser ein entscheidendes Kriterium dar zur Einordnung als vermutliche Gattung und Herkunft. Leider läßt sich in der mir bekannten Literatur keine Angaben finden, in der die typischen Durchmesser von bestimmten Gattungen bzw. Bezugsquellen angeführt werden.


Ein Vergleich der Instar I - Nauplien aus verschiedenen Herkunftsorten:

Herkunftsort Länge [Mikrometer] Trockengewicht [Mikrogramm] Energiegehalt [Mikrojoule]
San Francisco Bay 428 1,63 366
Great Salt Lake, Utah 486 2,42 541
Chaplin Lake, Canada 475 2,04 448
Tanggu, Bohai-Bucht, China 515 3,09 681
Urmiah-See, Iran 497 k.A. k.A.



Auch bei den im Einzelhandel angebotenen Artemia ist auch dann wenn auf der Packung Artemia salina draufsteht, meist eine andere Art drin, meist A. franciscana oder A. parthenogenetica, je nach Lage des Weltmarktes. Oft werden russische Importe als Artemia cf. salina bezeichnet. Das Kürzel "cf." steht dabei für "conferre!" - "vergleiche!". Es bedeutet also nichts anderes als dass die vorliegende Art nach A. salina aussieht, aber eine genaue Bestimmung noch aussteht. Nun, die Artemiaarten sind sich alle ziemlich ähnlich.


Artemiacyste. Schematischer Aufbau.
Schematischer Aufbau einer Artemia-Cyste


  • Die Alveolare Hülle ist die starke äußere Hülle und eigentliche Schutzschicht des Nauplius, die den Embryo vor mechanischen Einflüssen und UV-Strahlung schützt. Sie besteht aus Lipoproteinen, die mit Chitin und Hämatin verstärkt sind. Der Anteil an Hämatin entscheidet über die Farbe der Cysten; ein hoher Anteil färbt die Oberfläche besonders dunkel. Alveolar bezeichnet ihren wabenartigen Aufbau. Nur sie wird bei der Dekapsulierung entfernt.

  • Die äussere Kutikula verhindert das Eindringen von Molekülen die größer sind als CO2. Sie besteht aus Membranen in mehreren Schichten und fungiert als Diffusionsbarriere.

  • Embryonalkutikula ist eine sehr elastische und transparente Membran. Sie ist die Membran, durch die der junge Nauplius schlüpfen wird und die der Embryo beim Schlupf am Ende des Schirmstadiums durchbricht. Oft bleibt sie am leeren Ei hängen oder treibt ins Freie.

  • Die Innere Kutikula stellt die spätere Aussenhaut des dann frisch geschlüpften Embryos dar.




Schlupfreaktion bei verschiedenen Salzkonzentrationen:


Konzentration 0 % Schlupf an sich erfolgt weitgehend normal; die Nauplien beginnen allerdings nicht zu zappeln und verbleiben regungslos in der der Eihülle (Embryonalkutikula). Auch wenn diese sich von der Eischale löst bleiben sie unbeweglich und in der Hülle gefangen. Bisweilen Deformationen. Alle Nauplien sterben innerhalb kurzer Zeit.
Konzentration 1 % Manche Nauplien schaffen es, sich aus der Eihülle zu befreien; sie bleibt dann wie bei höheren Salzkonzentrationen an dem leeren Ei hängen. viele der Freischwimmer sterben trotzdem. Keine Deformationen. Überlebensquote: Unter 10 %.
Konzentration 2 % Wie bei 1%, allerdings deutlich höhere Zahl an Überlebenden.
Konzentration 5 % Schlupf normal, keine Auffälligkeiten.
Konzentration 7 % Schlupf verzögert sich um ca. 10 Stunden; in etwa normale Schlupfquote. Da die Nauplien sich bereits länger in der Entwicklung befinden, wird das Schirmstadium quasi übersprungen. Sobald sie sich etwas aus dem Ei herausschieben sind bereits die Zappelbewegungen erkennbar. Die leere Embryonalkutikula bleibt am leeren Ei haften. Keine Deformationen, keine Toten.
Konzentration 10 und 12 % Kein Schlupf. Die Eier quellen nicht auf, sinken im Gefäß nicht ab sondern bleiben eingedellt, gerade so als ob sie in trockenem Wasser liegen würden.



Artemia. Eisack.
Weibchen: Eisack.
Drüsenzellen bilden die
Schale von Dauereiern.
Die ruhende Cyste hat einen Wassergehalt von weniger als 10%. Stressfaktor, der die Haltbarkeit reduziert ist vor allem Sauerstoff, unter dessen Einfluss sich freie Radikale bilden, die u.a. wichtige Enzyme zerstören.

Um die Schutzschicht aufzusprengen benutzt Artemia osmotischen Druck. Dazu wird in den Stunden vor dem Schlupf in ihrem Innern Glycerin und Glycerinderivate gebildet (Väth 1996). Ist der so erzeugte osmotische Druck größer als der Partialdruck des umgebenden Salzwassers, platzt das Ei auf, genauso wie eine zuckerreiche Kirsche im Leitungswasser. Je höher der Salzgehalt, desto mehr Glycerin muss gebildet werden, deswegen beginnt der Schlupf bei niedrigen Salzgehalten schneller.

Da die Nauplien (minimal) Sauerstoff beim Schlupf verbrauchen, ist ein Sauerstoffgehalt von über 2 mg/Liter, optimal 5mg/L oder mehr wünschenswert. Dieser Wert wird von normalem Leutungswasser, das durch Oberflächendiffusion in Kontakt mit Atemluft steht kaum je unterschritten.

Oberhalb einer Temperatur von 30°C bis 33°C erfolgt kein Schlupf.

Auch wenn Artemiacysten Jahrhunderte überdauern können - der Schlupfrate insgesamt sind solche Zeiten nicht förderlich. Bereits nach einem Jahr läßt der Prozentsatz der schlupffähigen Eier spürbar nach. Verzögern läßt sich das indem die Cycten kühl, dunkel und unbedingt trocken gelagert werden. Am besten in einem gut abgedichteten Glas im Kühlschrank.

Bei alten Cysten kann man die Schlupfquote deutlich steigern, wenn man die Außenwand der Cysten entfernt, d.h. wenn man die Eier dekapsuliert.
Dekapsulieren
Dekapsulieren heißt, man entfernt auf chemischen Weg die äußere Hülle der Cyste, ganz so wie man ein rohes Ei in Essig legen kann, bis die Kalkschale vollends aufgelöst ist. Man verwendet dazu Natriumhyopchlorit (NaClO), üblicherweise in einer 12,5%-igen Lösung. ( "Chlorbleichlauge"). Diese Substanz wird oft verwendet in Haushaltsreinigern, die bleichen, und in der Werbung oft als Aktivchlor bezeichnet. Diese Substanz ist reizend und gesundheitsschädlich, gerade in einer 12,5%-igen Konzentration, man sollte durchaus wissen wie man damit umgeht, mit Handschuhen arbeiten und auf gute Beüftung achten.

Natriumhypochlorit ist in Apotheken erhältlich. Der in Handel erhältliche Reiniger DanKlorix enthält 2,8 % Hypochlorit und keine weiteren Zusatzstoffe wie Tenside oder ähnliches.

Zuvor werden die Artemiacysten einige Stunden in Salzwasser gegeben damit sie zur Kugelform aufquellen, da sonst das Natriumhypochlorit nicht alle Ecken und Einbuchtungen der Schale gleichmäßig entfernt. Die Einwirkdauer hängt von der Konzentration des verwendeten Natriumhyopchlorits ab. Bei 12,5 % sollten fünf bis 10 Minuten genügen. Vollständig dekapsuliert sind die Eier wenn sie eine orangefarbene Farbe aufweisen. Eine genaue Kontrolle über den Fortschritt läßt sich nur mit dem Mikroskop erreichen. Nach dem Einwirken werden die Cysten gründlich gewaschen; das Natriumhypochlorit wird mit einer geeigneten sauren Substanz wie Weinessig oder Natrium-Thiosulfat neutralisiert. Auch Haushaltsessig sollte funktionieren.

Das Dekapsulieren tötet die meisten Einzeller und praktisch alle Vielzeller ab, die sich unerwünschterweise unter den Eier befinden - ein Vorteil vor allem für die Meerwasseraquaristik.

Man kann die dekapsulierten Cysten sowohl direkt verfüttern, als auch sie schlüpfen lassen.

Da die Cysten nur gut halb so groß sind wie ein Instar I Nauplius lassen sich mit dekapsulierten Cysten auch Fische ernähren, die eine besonders kleine Mundöffnung besitzen. Die innere Kutikula, die nach dem Dekapsulieren die Aussenhaut darstellt, ist gut verdaulich. Es gibt auch Untersuchungen, wonach hochwertige, dekapsulierte Artemiacysten einen noch höheren Energiegehalt aufweisen, da sie den kräftezehrenden Schlupfprozess nicht durchmachen müssen. Es sieht so aus als ob der Energiegehalt wie auch das Trockengewicht einer dekapsulierten Cyste etwa gut ein Drittel höher ist, also mindestens 130% - 140% des Gewichtes und dem Energiegehalt einer konventionell geschlüpften Instar-I-Nauplius entspricht - Ein geradezu unglaublicher Wert. Die Zusammensetzung ist sehr ähnlich, die geschlüpften Nauplien enthalten wohl etwas weniger Protein und etwas mehr Lipide.

Dekapsulierte Cysten lassen sich in gesättigtem Salzwasser bei 4°C über viele Wochen lagern.

Es gibt zwei Gründe, warum der Handel dekapsulierte Artemia anbietet: Zum einen fallen keine leeren Eihüllen beim Ausbrüten mehr an - das lästige Trennen der Nauplien von den leeren Eihüllen entfällt. Zum anderen lassen sich so auch noch Eier verkaufen, die ohne das Dekapsulieren eine sehr schlechte Schlupfquote aufweisen.

Dekapsulierte Artemianauplien lassen sich nicht anreichern da sie natürlich keine Nahrung zu sich nehmen und ihre Außenhaut für große Moleküle nicht durchlässig ist.




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Kommerzielle Nutzung



Artemia.
Ein besonders hübsches
Weibchen
Das weltweit pro Jahr gehandelte Volumen von Artemiaeiern beläuft sich auf etwa 2000 Tonnen. An dieser gewaltigen Zahl ist erkennbar, welche wichtige Rolle dieser kleine Krebs weltweit spielt; zahlreiche Fischerzeuger sind darauf angewiesen, ihre Fischnachzucht mit diesem Krebs zu ernähren.

Entdeckt wurde Artemia als Fischnährtier in den 1930er Jahren, seit den 1950ern erfolgt der zunehmend industrialisierte Gewinnung von Artemiacysten aus dem Great Salt Lakein Nordamerika. Später kam die Nutzung in weiteren Salzseen hinzu, etwa in San Francisco. Ebenso wurden Salinen, in denen durch Verdunstung von Salzwasser Speisesalz gewonnen wird, zusätzlich zur Artemiaerzeugung genutzt.

Fischzuchtbetriebe kaufen die Cysten und füttern die Artemianauplien bis zur gewünschten Größe hoch. Nur in sonnenreichen Gegenden verwendet man als Nährstoff dazu Mikroalgen, die in flächigen Tanks erzeugt werden und die zuerst in die Tanks mit den ganz jungen Nauplien, dann in die mit den älteren eingeflutet werden. Alternativen dazu werden in manchen Jahren mitunter händeringend gesucht; Trockenalgen aber auch Reis-, Mais-, und Sojapulver wurden mit Erfolg getestet, ebenso manche Stämme von Bierhefen.

Heute wird Artemia als Cystenlieferant in allen fünf Kontinenten kultiviert; trotzdem dominiert nach wie vor der Great Salt Lake (80 - 90 %), da er die beste Qualität liefert. Das macht natürlich die Versorgungssicherheit und auch den Preis anfällig für jährliche Schwankungen und auch den Einfluß eines sich verändernden Klimas, etwa als 1993 bis 1995 vermutlich unter dem Einfluss von El Nino in den Great Salt Lake enormen Mengen Regenwasser einflossen was den Salzgehalt deutlich senkte bzw dessen zyklischen Anstieg verhinderte. Die Preise stiegen deutlich, trotzdem konnte sich Konkurrenz aus Russland und China nicht am Markt etablieren da deren Schlupfquote zu unzuverlässig war.

Wer den Film "Ice Age - jetzt taut´s" noch kennt: Der Great Lake ist ein später Nachfahre dieser Fluten, die einst weite Gegenden überschwemmt hatten als am Ende der Eiszeit die Gletscher tauten. Bildeten die geschmolzenen Eismassen zunächst den Lake Bonneville der sich über Utah, Idaho und Nevada erstreckte ist der Great Salt Lake sein heutiger Rest. Er wird gespeist von drei Zuflüssen an der Südseite, einen Abfluss gibt es nicht - nur Verdunstung. Denzufolge liegt der Salzgehalt an der Südseite bei 9%, in der Nordseite bei etwa 27 %, was dem See durch salzliebende Bakterien eine rötliche Färbung verleiht, die sogar vom Orbit aus sichtbar ist.

In diesem See, der selbst quasi ein lebendes Fossil darstellt, gedeiht der Urkrebs Artemia: Jedes Jahr im Herbst fahren Spezialschiffe los um die auf dem See treibenden riesigen Mengen von Artemia Cysten zu ernten. Dazu werden sie zunächst mit einer schwimmenden Barrikade verdichtet (wie man das auch bei der Eindämmung von Öllecks auf See kennt), dann mittels Spezialschiffe mit breiten Keschern eingesammelt und abgesaugt. An Land werden sie in mehreren Stufen gereinigt und vakuumverpackt. Der Abtransport erfolgt LKW-weise.

Ein Fünftel der Cysten verbleibt als Bestandsschutz im See. Rauher Herbstwind und Wellen lassen sie übers Wasser treiben bis sie ans Ufer gespült werden, wo sie den Winter über liegen bleiben. Im Frühjahr wird durch Schneeschmelze und Regenfälle Frischwasser zugeführt. Der hohe Salzgehalt sinkt und der Wasserspiegel steigt: Die Artemiaeier, die bislang trocken am Uferrand lagen werden vom Wasser erfasst und schlüpfen. Die erstarkende Frühjahrssonne tut ihr übriges um mit Licht und Wärme die Algen gedeihen zu lassen, von denen sich die junge Artemia ernähren. Die Artemia vermehren sich in Massen. Im späten Sommer, wenn die Süßwasserzuflüsse schwach sind und die Verdunstung hoch, steigt der Salzgehalt und die Artemia beginnen mit der Produktion von Dauereiern für die nächste Ernte.




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Diverses



Reinigen des Artemiasiebes
Hier hilft ein altes Hausmittel: Gebissreiniger. Meine Wahl fällt auf "Kukident 3-Minuten Expressreiniger". Das sind Sprudeltabletten, die in einem Röhrchen verkauft werden, genauso wie die Vitaminbrausetabletten. Ein oder zwei dieser Tabletten in Wasser aufgelöst und das Sieb 24 Stunden oder mehr darin eingeweicht verändern die Konsistenz der Verschmutzung so dass man sie unter einem starken Wasserstrahl (z.B. Duschkopf abschrauben) vom Sieb ablösen kann. Das Sieb ist danach wie neu. Der "Kukident 3-Minuten Expressreiniger". kostet etwa 2 Euro und die 30 Tabletten darin halten fast ein Leben lang.

Salzmenge abmessen
Meersalz aus dem Supermarkt hat als Rieselsalz normaler Korngröße (sieht praktisch aus wie Haushaltszucker) fast die gleiche Dichte wie Wasser: 100 ml Salz wiegen 105 Gramm. Einige Beispiele, um die Salzmenge in etwa abschätzen zu können:
  • In den Deckel einer normalen Fischfutterdose "Tetrarubin Flockenfutter für alle Zierfische 100ml" passen ebengerüttelt (nicht gedrückt) und mit dem Lineal geradegezogen 22,12 Gramm Salz.
  • In das Plastikröhrchen "Artemia, 20 ml" der Firma Hobby passen 33 Gramm Salz (Das Röhrchen hat ein Volumen von ca 30 ml)
  • In das Röhrchen vom Kukident-Artemiasieb-reiniger "Kukident 3 Minuten Express-Reinigung - 30 Gebiss-Reinigungstabletten" (Volumen : 85 ml) passen 90 Gramm. Bei einer Höhe von 17,5 cm ohne Boden sind das 5,14 Gramm pro cm.

Kleinere Mengen lassen sich gut erzeugen, wenn man eine größere Menge Vorratslösung herstellt. Beispielsweise werden in 1 Liter Wasser (Weinflasche o.ä.) 200 Gramm Salz aufgelöst. Für 500 ml Anzuchtwasser bei 3,5 % Salzgehalt benötigt man 17,5 Gramm Salz. Dazu nimmt man mit einem sauberen Küchenmessbecher (1000 ml / 200 Gramm) x 17,5 Gramm = 87,5 ml Flüssigkeit aus der Weinflasche und streckt es mit Leitungswasser auf 500 ml auf. In 1000 ml Wasser lösen sich maximal 260 Gramm Salz (Sättigungswert).

Artemia anfärben
Artemia. Methylenblau.
Artemia. Methylenblau.
Natürlich wäre es lustig wenn man Artemia färben könnte wie Ostereier. Fünf Farben aufgestellt, flugs eine Messerspitze Cysten darauf verteilt und schlüpfen lassen. Bunt wie Clowns tummeln sie dann in ihrem Becken. Auch könnte man bestimmte Individuen dauerhaft kennzeichnen.

Nur: Das kann man vergessen. Läßt sich das Gewebe von Artemia anfärben, so bezahlt der Organismus das mit dem Tod (so bei Orange-G und Azocarmin-G). Andere Farbstoffe färben das Gewebe nicht und werden stattdessen von Artemia, dem unspezifischen Filtrierer, einfach gefressen. (Methylenblau, Eosin, Anilinblau.) Sie färben nun den Verdauungstrakt in voller Länge, was dem Artemiakrebs augenscheinlich nichts ausmacht. Allerdings wird der Farbstoff auch innerhalb kurzer Zeit wieder restlos ausgeschieden und der Krebs sieht aus wie zuvor.




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zum Schluß...



.. soll nicht unerwähnt bleiben dass die wohl zuverlässigste Methode, Artemia großzuziehen ist, einfach Unordnung zu halten, verschmutzte Pipetten zu benutzen und versehentlich einige Eier in irgendein Glas zu bringen. Dieses Glas vergisst man dann am besten irgendwo in einer Ecken für einige Wochen. Wenn man dann wieder reinschaut wirds wohl vor Artemia nur so wimmeln.




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Letzte Änderung: 02.06.2012